Beethovenfries
Die Suche der Menschheit nach Glück
von Ruth Renée Reif
31. Dezember 2019
Gustav Klimts „Beethovenfries“ ist dauerhaft in der Wiener Secession zu sehen.
Gustav Klimts Beethovenfries ist dauerhaft in der Wiener Secession zu sehen. Durch die Auseinandersetzung mit Sigmund Freud fand Klimt darin zu einer neuen Darstellung von Sexualität und Aggression.
Als „Orgie der Nacktkulturen“ und „sensationshungrige Verrücktheit“ bezeichneten Kritiker 1902 Gustav Klimts Beethovenfries. Man verbreitete sogar das Gerücht, dass der Künstler in die „Irrenanstalt“ Am Steinhof eingeliefert worden sei. Geschaffen hatte Klimt den Fries als Hommage an Beethoven für die XIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession. Mit Gleichgesinnten hatte er sie ins Leben gerufen. Im Zentrum der Ausstellung stand Max Klingers monumentale Beethoven-Statue. Sie zeigte den Komponisten, mit allen Insignien der Macht ausgestattet, auf einem Marmorthron. Heute befindet sich sich im Museum der bildenden Künste in Leipzig.
Verarbeitete Erkenntnisse von Sigmund Freud in seinem Fries: der Maler Gustav Klimt
(Foto von der Rückseite des Klimt-Buchs des Kunsthistorikers Gilles Néret, Verlag Taschen)
Der Fries ist nach seiner Restaurierung 1986 dauerhaft in einem Raum der Wiener Secession zu sehen. Auguste Rodin, der 1902 Wien besuchte, nannte ihn „so tragisch und so selig“. Denn Klimt verarbeitete darin Erkenntnisse von Sigmund Freud.
Eine neue Darstellung von Sexualität
Er war fasziniert vom Unbewussten als Schlüssel menschlichen Verhaltens und fand damit zu einer neuen Darstellung von Sexualität und Aggression. Richard Wagners Interpretation der Neunten Sinfonie folgend, stellte er die Suche der Menschheit nach dem Glück dar. Sinnbild dieser Suche sind schwebende Genien, die in die Erzählung einführen.
„Diese Kuss der ganzen Welt“ – Klimts Apotheose der Kunst
(Foto: © Österreichische Galerie Belvedere)
Eine Frauengestalt und ein kniendes Paar, Symbol der leidenden Menschheit, flehen den Ritter in goldener Rüstung um Hilfe an, damit er sich stellvertretend für die Menschheit auf die Suche nach dem Glück begibt. An der Stirnwand (Bild oben, Foto: © Österreichische Galerie Belvedere) zeigt Klimt die Menschheit, die sich den Gefahren und Verführungen der „Feindlichen Gewalten” stellt.
Die ideale Sphäre der Kunst
Gigant Typhon und seine Töchter, die drei Gorgonen, sind umgeben von allegorischen Darstellungen von Krankheit, Wahnsinn und Tod sowie Sinnbildern der Wollust, Unkeuschheit und Unmäßigkeit. In der Schlussszene leiten weibliche Gestalten als Sinnbilder der Künste in die ideale Sphäre der Kunst: ein küssendes Paar vor dem Chor der Paradiesengel.
Weitere Informationen: www.secession.at
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