Konstantia Gourzi
Begegnungen der Künste
von Ruth Renée Reif
17. April 2023
Eigenzeit – Musik von Jetzt, das Festival für zeitgenössische Kammermusik der Duisburger Philharmoniker, findet vom 5. bis zum 14. Mai 2923 in Duisburg statt. Kuratiert von Konstantia Gourzi, Composer in Residence des Orchesters, schlägt es einen Bogen von der Gegenwart bis zurück zu Johann Sebastian Bach.
Die Suite Iniciàtica eröffnet das Kammermusik-Festival Eigenzeit – Musik von Jetzt der Duisburger Philharmoniker. Oriol Cruixent sucht damit auf musikalische Weise, einen von Gedanken freien Bewusstseinszustand zu erreichen. Auf ähnlichem Weg ist Arvo Pärt unterwegs. Fratres veranschaulicht klangvoll seinen von mystischen Erfahrungen inspirierten Kompositionsstil Tintinnabuli. Ebenfalls auf dem Programm des Eröffnungskonzerts stehen Sweet Swaff von Nicolas Martynciow und Rrrrrrr… von Mauricio Kagel sowie neue Kompositionen von Claudio Estay und Konstantia Gourzi. Als Composer in Residence der Duisburger Philharmoniker kuratiert sie das Festival. Aufgeführt werden die Werke von OPERcussion, einer Formation von fünf Schlagzeugern der Bayerischen Staatsoper.
Aufführungsort des Festivals ist das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in einem ehemaligen Getreidespeicher des einstigen Mühlenunternehmens am Innenhafen Duisburg. Es beherbergt eine der umfangreichsten Sammlungen deutscher Nachkriegskunst. Solisten der Duisburger Philharmoniker legen Tonspuren durch die Ausstellungsräume. Und das Eternum Saxophonquartett widmet sich Cuidades, wie Guillermo Lago eine Reihe musikalischer Skizzen von Städten betitelt, die Bedeutung in seinem Leben haben. Eine neue Gattung begründete Alexander Glasunow 1932 mit seinem Saxofonquartett für vier Saxofone verschiedener Register. Für den Auftritt der Blechbläserformation Munich Tetra Brass komponiert Luis F. Laya ein neues Werk, das die bildnerischen Arbeiten von Anselm Kiefer, der sich mit den Trümmerlandschaften des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzt, mit Psalmvertonungen konfrontiert.
Die Sängerin und Komponistin Cymin Samawatie und der Komponist und Schlagzeuger Ketan Bhatti bringen mit dem von ihnen gegründeten Trickster Orchestra ihre Werke zur Aufführung. Konstantia Gourzi ist mit vielen neuen Kompositionen vertreten. Eine Rückschau auf ihre jüngste Schaffensperiode vermitteln der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn. Sie spielen Kompositionen, zu denen Gourzi von der Natur inspiriert wurde. Prägender Einflussfaktor auf Gourzis Kompositionen sind die Antike und ihre griechische Herkunft. Für ein Konzert, in dem sie die Nachwuchsmusiker der Duisburger Philharmoniker dirigiert, hat sie Komponistenkollegen aus dem Mittelmeerraum eingeladen wie Minas Borboudakis, dessen Ensemblestück Krámata aus dem Jahr 2001 zur Aufführung kommt. Zu den weiteren Werken des Konzerts gehören Christina Athinodorous Klaviertrio Messa Aktis, das sich durch ein atmosphärisch dichtes Melodiegewebe auszeichnet, Yinam Leefs Akalton und Zeynep Gedizlioğlus Komposition Yol für Klarinette, Vibrafon, Geige, Cello und Klavier, deren Dramaturgie auf dem Wechsel zwischen Impuls und Echo basiert.
Russische Kammermusik erklingt beim Auftritt des Feininger Trios des Pianisten Adrian Oetiker, des Geigers Christoph Streuli und des Cellisten David Riniker. Aus dem Jahr 1903 stammt Alexander Skrjabins auf einem programmatischen Gedicht basierende Vierte Klaviersonate. Sergei Rachmaninows Trio élégiaque war das erste Werk, das er nach seinem Studium an der Akademie komponierte. Das hochexpressive Stück trägt keine Opuszahl und wurde erst posthum veröffentlicht. Dmitri Schostakowitschs tragisches Zweites Klaviertrio entstand 1941 und war dem Andenken seines engsten Freundes, des Musikwissenschaftlers und Romanisten, Iwan Sollertinski gewidmet. Im Alter von 41 Jahren war dieser in einem Lager in Nowosibirsk plötzlich verstorben. Und ungeachtet des Antisemitismus in der Sowjetunion brachte Schostakowitsch, der zu jener Zeit von den Geschehnissen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern erfuhr, eine jüdische Melodie in das Trio ein. Von Gourzi erklingt die zum Frieden mahnende Hymne A Song for Peace.
Auf den Nachhall, den Johann Sebastian Bachs Werk durch die Musikgeschichte sendet, reagiert Cristina García Islas mit einer neuen Komposition. Gourzi setzt sich in drei Werken mit Bach auseinander. Zu den Ausführenden gehören u.a. die Klarinettistin Slava Cernavca, die Cellistin Anja Schröder, der Geiger Niklas Liepe und der Lautenist Koray B. Sari. Zum Abschluss des Festivals erklingen ein neues Werk von Ataç Sezer sowie Streichquartette von Elnaz Seyedi und György Ligeti. Von Sandeep Bhagwati kommt Stele III zur Aufführung, komponiert als Reaktion auf den Tod des Komponisten James Tenney 2006. Die beiden trafen einander nie. Doch er entdeckte seine zwischen Improvisation und Komposition geschriebene Musik. Gourzi setzt ihr Streichquartett Anájikon, the Angel in the Blue Garden auf das Programm. Es ist der Engelsskulptur gewidmet, die der Künstler Alexander Polzin geschaffen hat, und tritt mit ihr in Verbindung.
Termine und weitere Informationen zum Festival Eigenzeit – Musik von Jetzt der Duisburger Philharmoniker: duisburger-philharmoniker.de