Künstler privat

Avi Avital

von CRESCENDO Redaktion

12. November 2023

Er sollte aus der Mando­line Töne heraus­holen, die man sonst nur von der Violine kennt. Anstatt zu verzweifeln, spornte das den israelischen Künstler Avi Avital nur weiter an, sein Instrument populärer zu machen. Was dem so originellen wie ernsthaften Musiker mehr und mehr gelingt.

Name: Avi Avital

Geburtsdatum: 19. Oktober 1978

Geburtsort: Israel

Wohnort: Deutsch­land

Lebenspartner/in: Roni

Kinder: ein Sohn, gerade 10 Jahre alt

Sternzeichen: Waage

Wie fühlen Sie sich gerade?
Ich beant­worte diese Fragen in einem Moment, in dem in meinem Heimat­land Krieg herrscht. Ich glaube, dass meine Antwort unter anderen Umständen posi­tiver ausfallen würde, aber jetzt gerade ist Trau­rig­keit das vorherr­schende Gefühl.

Ihre charakteristischste Eigenschaft?
Ich bin ein sehr fried­fer­tiger Mensch.

Was inspiriert Sie?
Ganz klar: die Natur.

Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Sport

Was würde niemand von Ihnen vermuten?
Ich war ein Physik-Nerd!

Welche natürliche Gabe hätten Sie gern?
Ich würde gern richtig gut singen können.

Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Tatsäch­lich wäre ich beinahe nicht Musiker geworden.

Ihre Vorstellung von Glück?
Das Kinder­la­chen meines Sohnes

Was wäre für Sie das größte Unglück?
Jemanden zu verlieren, den ich liebe.

Was wollten Sie als Kind werden?
Superman

Wobei bzw. wann werden Sie schwach?
Wenn ich mit Unge­rech­tig­keit konfron­tiert werde

Ihr größtes Talent?
Zuhören

Was können Sie gar nicht?
Allzu lange auf etwas warten

Woran zweifeln Sie am meisten?
Am Glauben

Wovor haben Sie Angst?
Meine Bestim­mung aus den Augen zu verlieren

Was ertragen Sie nur mit Humor?
Frage­bögen

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Alles, was mir auch hätte passieren können

Ihre originellste Ausrede?
Ich habe eine leichte Proso­pa­gnosie (Unfä­hig­keit, Personen anhand ihres Gesichtes zu erkennen).

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Zu wissen, wie man guten Risotto macht

Das Credo Ihres Lebens?
Leben und leben lassen

Ihre Lieblingsbeschäftigung/Ihr Hobby?
Berg­wan­dern und Live-Musik jeder Art. Wegen der Stille und dem Klang in beiden.

Ihr Lieblingsland?
Italien – das kommt gleich nach meinem Heimat­land Israel. Ich habe dort studiert und lange gelebt, und immer wenn ich dorthin zurück­kehre, umfängt mich sofort ein Gefühl von Nach-Hause-Kommen.

Ihre Lieblingsstadt?
Tokio

Ihr Lieblingsgericht?
Das Cous­cous meiner Mutter

Ihr Lieblingsgetränk?
Primi­tivo

Ihre Lieblingsblumen?
Jasmin

Ihr Lieblingsbuch?
»Der Meister und Marga­rita« von Michail Bulgakow

Ihr Lieblingsschriftsteller?
Meir Shalev

Ihr Lieblingsfilm?
»Zurück in die Zukunft«, Teil 1

Ihr Lieblingsmaler/darstellender Künstler?
Mark Rothko

Ihr/e Lieblingskomponist/in?
Bach, duh!

Ihr Lieblingswerk/Ihre Lieblingsoper?
Die »h‑Moll-Messe« von Bach.

Ihr Lieblingsalbum?
Giora Feidman: »The Soul Chai«

Das beste Konzert Ihres Lebens?
Schu­berts »Winter­reise« mit Chris­tian Gerhaher und Daniel Baren­boim am Klavier im Boulez Saal Berlin 2017.

Der beste Auftritt Ihres Lebens?
Holly­wood Bowl in Los Angeles mit dem LA Phil mit Vivaldis »Vier Jahres­zeiten«. Es war das Ende des Sommers, 12.000 Menschen im Publikum, und die Vögel schienen beim »Früh­ling« mitzu­singen.

Gibt es Rituale für ein gelingendes Konzert?
Ich habe keine Rituale im Sinne von Aber­glauben, no way! Aber ich bügle vor jedem Auftritt back­stage mein Hemd, mit beson­derer Absicht.

Die Minuten vor dem Auftritt?
Vor dem Konzert schalte ich alle Moni­tore in meiner Künst­ler­gar­de­robe ein, um die Stimmen und die Stim­mung des Publi­kums beim Betreten des Saales zu hören und zu spüren.

Und die Zeit danach?
Da trinke ich erst mal ein Bier mit meinen Kollegen.

Ihr größtes musikalisches Missgeschick?
Mir sind inner­halb eines Stücks gleich drei Seiten gerissen! Zum Glück hat die Mando­line aber vier Seiten­paare.

Welche Musik mochten Sie als Kind/als Jugendlicher?
Rock! Nirvana, The Beatles, The Doors, Red Hot Chili Peppers …

Ein Werk, das Ihr Leben verändert hat?
Avner Dormans »Mandolin Concerto«. Dieses Stück am Anfang meines künst­le­ri­schen Weges in Auftrag zu geben und es so oft wie möglich im Konzert zu spielen, hat zu vielen wunder­baren Erleb­nissen und Wendungen in meinem Leben geführt. Für die Aufnahme des Concerto wurde ich für den Grammy nomi­niert – und das wiederum eröff­nete mir viele neue Möglich­keiten.

Welche Person/welches Ereignis hat Sie als Musiker/in maßgeblich geprägt und warum?
Mein erstes Treffen mit Giora Feidman. Er sagte zu mir: „Impro­vi­siere!“, und ich antwor­tete: „Ich weiß nicht, wie.“ Er erwi­derte: „Macht nichts, impro­vi­siere!“, worauf ich wieder antwor­tete: „Aber ich weiß nicht wie!“ Er wieder­holte noch­mals: „Macht nichts, impro­vi­siere!“ Und dann machte ich das.

Wann haben Sie zuletzt bei Musik geweint?
Als John Williams die Berliner Phil­har­mo­niker diri­gierte. Ich hatte meinen Sohn mit zum Konzert genommen, und als das Haupt­thema aus »Star Wars« gespielt wurde, sah ich, wie er die Kraft der Musik zum ersten Mal richtig spürte. Durch ihn und diese wirk­lich wunder­bare Musik war es auch für mich möglich, das erneut „zum ersten Mal“ zu erleben. Ein ganz großes Geschenk.

Mit welcher/m Musiker/in der Vergangenheit würden Sie gern einen Abend verbringen?
Erik Satie

Welche Künstler beeindrucken Sie?
Leonard Bern­stein, weil er in der Lage war, intel­lek­tuell und spiri­tuell zugleich zu sein. Dafür, dass er unglaub­lich geist- und kennt­nis­reich war, aber dass weder seine Perfor­mance noch seine Musik jemals als „zu abge­hoben“ bezeichnet werden würden.

Welches Musikerklischee würden Sie gern geraderücken?
Dass ich nicht Musik mache, um meine Gefühle auszu­drü­cken. Ich mache Musik, um in anderen Menschen Gefühle zu wecken.

Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
Mitten in der Natur ganz oben in den Dolo­miten und unter der Erde in einer Tropf­stein­höhle voller Stalak­titen.

Welche drei Musikstücke würden Sie auf die berühmte Insel mitnehmen?
Bachs »Sonaten« und »Partiten« für Violine solo, seine »Cello-Suiten« und die »Kunst der Fuge«.

Wenn morgen die Welt unterginge, welche Musik würden Sie spielen/singen?
Die »Chaconne« aus der »Partita Nr. 2 d‑Moll« von Bach.

Wenn Sie nicht Ihr Instrument spielen bzw. singen würden, welches würden Sie wählen?
Schlag­zeug

In welchem Jahrhundert hätten Sie gern gelebt?
Im 19. Jahr­hun­dert, insbe­son­dere in der Zeit der Belle Époque.

Welche historischen Figuren bewundern Sie?
Leonardo da Vinci

Gibt es einen Denker/Philosophen, der Sie begleitet?
Ich schätze die Fähig­keit von Yuval Noah Harari, komplexe Zusam­men­hänge aus der Vogel­per­spek­tive zu betrachten. Ich mag die Art, wie er denkt.

Welche drei Persönlichkeiten würden Sie gern zum Dinner einladen?
Maurice Ravel, Larry David, Sting

Welche Musik würden Sie einem Klassikeinsteiger empfehlen?
Alles von Antonio Vivaldi.

Was ist Ihr Seelenort?
Das Mittel­meer

Gibt es einen Sehnsuchtsort?
Jeru­salem

Wofür würden Sie Ihr Leben opfern?
Meine Familie

Wie soll man sich an Sie erinnern?
Als netter Kerl!

Was möchten Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?
Die Fähig­keit, die Realität auch aus dem Blick­winkel eines anderen zu sehen.

Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Ein biss­chen Sport, gutes Essen, ein Konzert spielen und vor allem keine E‑Mails in meinem Post­ein­gang!

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
An einem Essens­stand auf einem Musik­fes­tival, da war ich 14 Jahre alt.

Was haben Sie – neben Schlüssel und Handy – immer dabei?
Plek­tren! In jeder Tasche, in jeder Jacke, in jeder Ecke!

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Humor

Welche Eigenschaften bei einem Mann?
Humor

Ihre Strategie für kurzfristige Entspannung?
Power-Nap

Welcher Urlaubstyp sind Sie? Strandschläfer, Berg- und Tal-Aktivist oder Kulturreisender?
Ich bin am liebsten am Strand, unbe­dingt am Mittel­meer.

Sind Sie abergläubisch?
Über­haupt nicht.

Fotos: Harald Hoffmann