Künstler privat

Dora Deliyska

von CRESCENDO Redaktion

23. April 2023

Sie ist bekannt für ihre künstlerischen Projekte und Konzepte: die bulgarische Pianistin Dora Deliyska. Was sie darüber hinaus auszeichnet, ist ihre intellektuelle musikwissenschaftliche Herangehensweise, die sie mit spürbarer Emotionalität am Flügel einlöst.

Name: Dora Deliyska

Geburtsdatum: 31.10.1980

Geburtsort: Pleven, Bulga­rien

Wohnort: Wien, Öster­reich

Lebenspartner/in: Phelim McCo­nigly

Kinder: Cian Deliyski

Sternzeichen: Skor­pion

Wie fühlen Sie sich gerade?
Einer­seits fühle ich mich von neuen künst­le­ri­schen Ideen inspi­riert, ande­rer­seits verzwei­felt von der Situa­tion welt­weit – Kriege, Krisen, Pandemie … Das sind sehr heraus­for­dernde Zeiten. Für mich ist es wesent­lich, diese in der Kunst zu reflek­tieren.

Ihre charakteristischste Eigenschaft?
Ich habe sehr viel Energie.

Was inspiriert Sie?
Die Natur ist eine riesige Quelle der Inspi­ra­tion für mich.

Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Extrem heraus­for­dernde Programme für Klavier oder für Klavier und Orchester zu entwi­ckeln und zu spielen.

Was würde niemand von Ihnen vermuten?
Dass ich schüch­tern bin.

Welche natürliche Gabe hätten Sie gern?
Ich hätte gerne ein Talent, Jazz singen zu können.

Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Ich bin beinahe Balle­rina geworden, aber musste als Kind zwischen Klavier und Ballett auswählen. Ich habe mich letzt­end­lich für Klavier entschieden.

Ihre Vorstellung von Glück?
Täglich genü­gend Zeit für mich, meine Familie und Musik zu haben. Es scheint mir oft, dass der Tag viel zu kurz ist und ich noch mehr machen und errei­chen wollte.

Was wäre für Sie das größte Unglück?
Meine Frei­heit zu verlieren.

Was wollten Sie als Kind werden?
Schrift­stel­lerin oder/​und Ärztin

Wobei bzw. wann werden Sie schwach?
Wenn ich das Gefühl habe, ich kann bestimmte Umstände nicht ändern oder beein­flussen (zum Beispiel eine poli­ti­sche Situa­tion, Krank­heit etc.)

Ihr größtes Talent?
Ich empfinde meine Empa­thie als mein größtes Talent. Dadurch suche ich immer tiefes Verständnis für die mensch­li­chen Emotionen. Ich glaube fest daran, dass man durch Empa­thie die Nuancen einer Kompo­si­tion und die Ideen eines Kompo­nisten besser verstehen und spüren kann.

Was können Sie gar nicht?
Gut kochen :)

Woran zweifeln Sie am meisten?
Ob die Kunst ehrlich genug ist.

Wovor haben Sie Angst?
Meine Hoff­nung zu verlieren.

Was ertragen Sie nur mit Humor?
Leute, die sich viel zu ernst nehmen.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Wenn man sich verspätet.

Ihre originellste Ausrede?
Zu Beispiel: „Ich habe nicht ange­rufen, weil ich geübt habe“.…nicht wirk­lich origi­nell, aber kommt sehr oft vor und stimmt eigent­lich immer. Wenn ich übe, verliere ich ein biss­chen das Zeit­ge­fühl.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Dass ich Leute ändern kann. Aber dadurch habe ich gelernt, die Kraft der Musik und der Bühne noch mehr zu schätzen – bei einem Konzert kann man das Publikum emotional und intel­lek­tuell beein­flussen. Das ist eine Art von Ände­rungen, auch wenn sie nur im Moment entsteht.

Das Credo Ihres Lebens?
Live life to the fullest.

Ihre Lieblingsbeschäftigung/Ihr Hobby?
Tanzen und Pilates

Ihre Lieblingsstadt?
Wien

Ihr Lieblingsgericht?
Gefüllte Paprikas, Origi­nal­re­zepte von meiner Mama

Ihre Lieblingsblumen?
Rose

Ihr Lieblingsbuch?
Es ändert sich monat­lich, manchmal sogar wöchent­lich, abhängig davon, woran ich gerade arbeite. Gerade lese ich „Der Zauber­spiegel von E.M. Escher“ von Bruno Ernst. Die Werke des nieder­län­di­schen Grafik­künstler faszi­nieren mich sehr und sind Teil einer Recherche über Struk­turen und geome­tri­sche Formen, die ich gerade mache.

Ihr Lieblingsschriftsteller?
Es ist eine lange Liste.

Ihr Lieblingsfilm?
Ich liebe die Filme von Tarkovsky- reine Poesie!

Ihr/e Lieblingskomponist/in?
Auch ganz unter­schied­lich, abhängig von Lebens­phasen und künst­le­ri­schen Ideen. In meiner Kind­heit haben Rach­ma­ninov und seine extremen Emotionen eine wesent­liche Rolle gespielt. Später, als Studentin habe ich die Musik von Liszt sehr nah zu mir empfunden. Ich hatte eine ziem­lich lange Schost­a­ko­witsch-Phase und auch eine Bach-Phase. In den letzten Jahren war meine Lieb­lings­be­schäf­ti­gung, wenn sich Kompo­nisten in einem von mir entwi­ckelten drama­tur­gi­schen Konzept treffen lassen. Dadurch sind neue „Bezie­hungen“ entstanden, nicht nur zwischen Kompo­nisten, sondern auch zwischen Kompo­si­ti­ons­stile und unter­schied­li­chen Epochen.

Ihr Lieblingsalbum?
Keith Jarreth, Das Kölner Konzert

Ihr Lieblingsinstrument?
Klavier

Das beste Konzert Ihres Lebens?
Es gibt sehr viele tolle Konzerte, die ich erlebt habe. Aber manche bleiben stark in Erin­ne­rung. Zum Beispiel vor ca 20 Jahren habe ich in Wien die 11 Sinfonie von Schost­a­ko­witsch erlebt, diri­giert von Rostro­po­witsch. Ich habe einen Platz auf der Bühne bekommen und konnte jede Note spüren. Ich erin­nere mich ganz genau, was ich empfunden habe und wie stark die Musik auf mich gewirkt hat. Nicht jedes Konzert hinter­lässt solche Spuren.

Ihr beglückendster musikalischer Moment?
Mein Debüt im Musik­verein. Ich erin­nere mich ganz genau an die letzte Note der h‑moll Sonate von Liszt​.In diesem Moment habe ich gedacht, dass ich pures Glück und Liebe empfinde.

Was bedeutet Ihre Kunst für Sie?
Meine tiefste Emotionen ausdrü­cken zu können und gleich­zeitig die Realität zu reflek­tieren.

Gibt es Rituale für ein gelingendes Konzert?
Viel schlafen, Ruhe bewahren und keine starken Emotionen vor dem Konzert.

Die Minuten vor dem Auftritt?
Yoga, medi­tieren, konzen­trieren.

Und die Zeit danach?
Yoga, medi­tieren und ein Glas Wein trinken.

Welche Musik mochten Sie als Kind/als Jugendlicher?
Nirvana

Wann haben Sie zuletzt bei Musik geweint?
Bei der Choreo­gra­phie von Anne Teresa De Keeres­maeker, „Mystery Sonatas / For Rosa“. Die Kombi­na­tion aus Tanz und Live Musik von Hein­rich Ignaz Franz Biber (aufge­führt von Gli Inco­gniti) war atem­be­rau­bend.

Mit welcher/m Musiker/in der Vergangenheit würden Sie gern einen Abend verbringen?
Mit Schost­a­ko­witsch und mit Liszt

Welche Künstler beeindrucken Sie?
Die Künstler, die ehrlich mit sich selbst sind. Das merkt man immer auf der Bühne. Dort kann man nichts täuschen.

Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
Am Strand in Korsika

Welche drei Musikstücke würden Sie auf die berühmte Insel mitnehmen?
Bach, Das Wohl­tem­pe­rierte Klavier Ligeti, Etüden Chopin, Préludes und die 24 Etüden

Wenn morgen die Welt unterginge, welche Musik würden Sie spielen/singen?
Arvo Pärt

Wenn Sie nicht Ihr Instrument spielen bzw. singen würden, welches würden Sie wählen?
Gitarre

Gibt es weitere Interessen/Leidenschaften neben der Musik?
Tanzen ist eine große Leiden­schaft für mich. Ich schreibe und lese auch sehr gerne.

Ihr persönlicher Bühnenalbtraum?
Ein lang­wei­liges Konzert zu spielen.

In welchem Jahrhundert hätten Sie gern gelebt?
Ich hätte gerne Wien am Anfang des 20.Jahrhunderts erlebt. Es war eine bedeu­tende Blüte­zeit nicht nur für die Musik, Archi­tektur und Philo­so­phie, sondern auch für die Medizin und die Wissen­schaft.

Gibt es einen Denker/Philosophen, der Sie begleitet?
Gerade ist das Karl Popper

Welche drei Persönlichkeiten würden Sie gern zum Dinner einladen?
Thomas Bern­hard, Frida Kahlo, Pina Bausch

Bei wem wären Sie gern zum Dinner eingeladen?
Alma Mahler

Welche Musik würden Sie einem Klassikeinsteiger empfehlen?
Bach – Die Gold­berg Varia­tionen

Wären Sie manchmal gern ein/e andere/r und wenn ja, wer?
Nein, ich genieße es, die unter­schied­li­chen Seiten meiner Persön­lich­keit in den unter­schied­li­chen Lebens­phasen immer neu zu entde­cken.

Was ist Ihr Seelenort?
Die bulga­ri­schen Bergen

Wofür würden Sie Ihr Leben opfern?
Für meinen Sohn.

Wie soll man sich an Sie erinnern?
Durch die Musik

Was möchten Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?
Empa­thie und Humor

Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Pilates in der Früh Klavier­spielen am Vormittag Spazier­gang in der Natur Zeit mit meiner Familie Gutes Essen Schönes Konzert

Welcher Illusion geben Sie sich gern hin?
Dass alles wieder gut wird!

Welche Frage stellen Sie am liebsten anderen?
Was ist dir wichtig? Womit kannst du einen Kompro­miss machen und wobei ziehst du die Grenze?

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Als Schau­spie­lerin in einem Film.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Selbst­be­wusst­sein

Welche Eigenschaften bei einem Mann?
Empa­thie

Welche Eigenschaften verabscheuen Sie am meisten?
Arro­ganz

Eine Entdeckung, die Sie erst kürzlich gemacht haben?
György Ligeti wollte eigent­lich Wissen­schaftler werden.

Ihre Strategie für kurzfristige Entspannung?
Stret­ching

Welcher Urlaubstyp sind Sie? Strandschläfer, Berg- und Tal-Aktivist oder Kulturreisender?
Ich muss einfach ein Klavier in der Nähe haben und dann bin ich im Urlaub glück­lich und entspannt.

Tag- oder Nachtmensch? (Nachtigall oder Lerche?)
Ich war immer ein Nacht­mensch, aber seitdem ich Mutter geworden bin, habe ich es gelernt, ganz in der Früh (manchmal schon um 5) produktiv zu sein und immer meine Gedanken aufzu­schreiben. Man lernt auch in der Früh sehr schnell auswendig – das ist ein sehr wich­tiger Punkt, falls man ein Stück kurz­fristig lernen muss.

Sind Sie abergläubisch?
Sehr selten

Haben Sie ein Maskottchen?
Nein. Ich versuche immer unab­hängig von Dingen und Gegen­ständen zu sein. Ich konzen­triere mich auf meine innere Kraft und Ruhe – das bringt mir Glück.

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Auftrittstermine und weitere Informationen zu Dora Deliyska: doradeliyska.com

Fotos: Daniel Lekov