Lautten Compagney

Spiel­witz in dunkler Zeit

von Rüdiger Sturm

26. Dezember 2020

Faszinierende Klangreise: Die Lautten Compagney nützt die Pandemie und die staatliche Hilfe, um sich mit Kompositionen zweier Epochen über die Unbill der Welt zu erheben.

Was macht die Kultur in Zeiten der Pandemie? Die Lautten Compa­gney fand ihre eigene Antwort. Geför­dert von einem Hilfs­paket von Kultur­staats­mi­nis­terin Monika Grüt­ters, nahm das Barock­ensemble ein neues Album auf, mit dem es seine inno­va­tiven musi­ka­li­schen Konzep­tionen virtuos fort­setzt. Wie schon mit dem gefei­erten „Time­less“ und „War & Peace“ verbindet das 21-köpfige Ensemble die Kompo­si­tionen zweier Epochen – in diesem Fall des Früh­ba­rock­kom­po­nisten Samuel Scheidt und – und schafft so ein verblüf­fendes Gesamt­kon­strukt, in dem diese Klang­welten einander ergänzen und zugleich spie­geln.

Die Lautten Compagney Berlin
Schaffen mit ihrem Album ein Opus von nach­denk­li­chem Esprit: die Musiker der Lautten Compa­gney
(Foto: Ida Zenna)

Als „Novem­ber­musik“ klas­si­fi­zierte der Gründer und Leiter dieses Album, und in ihrer bedäch­tigen Anmu­tung trifft dies auf die meisten dieser Arran­ge­ments (unter anderem von Saties Gymno­pedie Nr. 3 oder Gnos­si­enne Nr. 4 oder ausge­wählten Ludi musici Scheidts) zu. Aber es ist keine Musik düsterer Schwermut, da funkelt ein Spiel­witz, den man ohnehin mit dem Ironiker Satie verbindet und der durch die einfalls­reiche Instru­men­tie­rung – etwa mit Saxofon oder Marimba – noch verstärkt wird. Es ist ein Opus von nach­denk­li­chem Esprit, das in düstere Zeiten gesetzt und ihnen entge­gen­setzt wird – analog der Kompo­si­tionen Scheidts, die der Zeit des Drei­ßig­jäh­rigen Krieges entstammen. Wenn die Kultur nach außen ohnmächtig scheint, im Geiste erhebt sie sich zeitlos und souverän über allen Unbill der Welt.