Michael Wollny
Geisterstunde
von Ralf Dombrowski
4. Oktober 2022
Für den Pianisten Michael Wollny sind Lieder wie Geister, die einen heimsuchen. »Ghosts« betitelt er sein Album mit dem Bassisten Tim Lefebvre und dem Schlagzeuger Eric Schaefer.
Als nächstes wäre ein Murakami-Album denkbar. Denn die Welt ist voll Bedeutung, die keiner erkennt, nur womöglich der Künstler erahnt. Er sieht die Geister, hört sie, ist ihnen auf der Spur. Sie sind in Gershwin verborgen, in Schubert, Ellington oder Nick Cave.
Der Pianist Michael Wollny versucht sie zu fangen, im Verbund mit dem Schlagzeuger Eric Schaefer und dem Bassisten Tim Lefebvre. Er weitet damit seinen Wirkungsraum in Richtung eines möglichst umfassenden Triokonzepts, das dem Innovationsdogma des Jazz durch Einbezug der Ränder entgegen tritt. Letztlich gehört mit zunehmender gestalterischer Kompetenz alles zum eigenen Markenkern, ein wenig freies Spiel und das Balladeske, Pathos und das Einfache, Pop und das Klassische. Und ein Überbau, der das Rätselhafte in Gestalt pankultureller Geisterstunde auf der Basis postmoderner Theoriebildung einbezieht. Wie klingt das dann? Dunkeljazzig entrückt, von der Chimäre geküsst.
Auftrittstermine und weitere Informationen zum Michael Wollny Trio: michaelwollny.com