L’Orfeo Barockorchester

Sturm-und-Drang-Furor

von Attila Csampai

6. Februar 2018

Es besteht kein Zweifel, dass Mendelssohn zu den größten Junggenies der Musikgeschichte zählt: Seine Streichersinfonien, die er zwischen seinem 11. und 13. Lebensjahr schuf, sind das beste Beispiel.

Es besteht kein Zweifel, dass Felix Mendels­sohn zu den größten Jung­ge­nies der Musik­ge­schichte zählt: Seine ersten zwölf Strei­cher­sin­fo­nien, die er zwischen seinem 11. und 13. Lebens­jahr schuf, sind das beste Beispiel für sein unglaub­li­ches Talent. Jetzt hat das in behei­ma­tete L’ Barock­or­chester, das sich auf histo­ri­schen Ins­trumenten bislang auf die Musik des Spät­ba­rock und der Klassik konzen­trierte, die zweite Folge der Mendelssohn’schen Jugend­sin­fo­nien vorge­legt. Und wie schon beim ersten, 2015 erschie­nenen Album, besticht das nur aus 16 Strei­chern (plus einem Forte­piano) bestehende Kammer­en­semble auch diesmal durch seinen trocken-geschärften, unge­mein prägnanten Musi­zier­stil, der totale Trans­pa­renz mit sehr flotten Tempi kombi­niert. So rücken statt früh­ro­man­ti­scher Heime­lig­keit mehr die histo­ri­schen Wurzeln dieser Jugend­ar­beiten – also Bach’scher Kontra­punkt und vorklas­si­scher Sturm-und-Drang-Furor – in den Vorder­grund. Mit warmen, satten Sounds hat Michi Gaiggs ausge­schla­fene Truppe wenig im Sinn, sie verströmen eher den rauen, aber herz­li­chen Charme von rigo­rosen Aufklä­rern, die hier die unter­schied­li­chen Einfluss­sphären eines solchen Jung­ge­nies und die revo­lu­tio­nären Umbrüche jener unru­higen Zeit deut­lich machen wollen.