Nadia Boulanger

Der Eros des Unter­rich­tens

von Corinna Popall

9. April 2023

Der Geiger, Filmregisseur und Schriftsteller Bruno Montsaingeon porträtiert in fingierten Gesprächen die Dirigentin, Komponistin und außergewöhnliche Lehrerin, durch deren Hand große Musiker entstanden: Nadia Boulanger.

„Das große Privileg der Lehre besteht darin, den Lernenden dazu zu bringen, dass er wirk­lich darauf achtet, was er denkt, dass er wirk­lich sagt, was er will, und dass er dem genau lauscht, was er hört.“ Der Begriff „Lehrerin“ ist für die Fran­zösin Nadia Boulanger zu klein. Nach dem Versuch eigener Kompo­si­tionen unter­richtet die Musi­kerin Harmo­nie­lehre, Kontra­punkt und Kompo­si­tion. Doch auch die Bezeich­nung „Musik­päd­agogin“ wird ihr nicht gerecht. Ihre Art zu lehren ist mehr als pädago­gisch – fast schon philo­so­phisch. Und sie reicht weit über die Grenzen der Musik hinaus.

Nadia Boulanger führte ein ausge­spro­chen inspi­rie­rendes Leben, besaß eine bewun­derns­werte (Arbeits-)Moral und Ethik und eine außer­ge­wöhn­liche Welt­an­schauung und ‑wahr­neh­mung. Moti­va­tion, Begehren, Bewusst­sein und innere Werte sind nur wenige Themen, die dieses Buch behan­delt. Bruno Monsain­geon lässt in seiner Veröf­fent­li­chung „Ich denke in Tönen: Gespräche mit Nadia Boulanger“ die Musi­kerin selbst zu Wort kommen – auch wenn die Gespräche so nicht statt­ge­funden haben. Und doch werden hier Nadia Boulanger und ihr Leben überaus authen­tisch und darüber hinaus auf sehr bewe­gende Weise fest­ge­halten.

Fotos: Centre international Nadia et Lili Boulanger