Essener Philharmoniker
Romantischer Melodienreichtum
von Ruth Renée Reif
23. Oktober 2019
Mit großartigen Künstlern und wunderbarer Musik warten die Essener Philharmoniker mit ihrem Generalmusikdirektor Tomáš Netopil in der Spielzeit 2019/2020 auf.
Die große romantische Sinfonik mit ihren weit ausschwingenden Melodien und ihrem Reichtum an emotionalen Schattierungen bestimmt das Konzertprogramm der Essener Philharmoniker in der neuen Saison. Generalmusikdirektor Tomáš Netopil (Foto oben: © Hamza Saad) eröffnete sie mit seiner Lieblingssinfonie, Antonín Dvořáks Siebter. Ivor Bolton, Artist in Residence der Philharmonie Essen und aufregender Deuter von Bruckner-Sinfonien, reist an für die aus dem Geist der Naturromantik geschaffene Vierte Sinfonie, der Bruckner die Bezeichnung Romantische gab. Der junge Pianist Alexander Krichel ist Solist in jenem Klavierkonzert Nr. 23, mit dem Mozart einst sein Leben als freier Künstler begann. Netopil steht wieder am Pult, wenn Gustav Mahlers Dritte Sinfonie zur Aufführung kommt. „Das Unbekümmertste“, was er je geschrieben habe, sei diese Sinfonie, bekundete Mahler über das Werk, das mit bunten Farben das Aufleben der Natur schildert. Tschaikowsky dirigierte noch die Uraufführung seiner Sechsten Sinfonie. Danach verstarb er. So wurde die Sechste sein Requiem und ein ergreifender Abschied vom Leben mit all seinen Geheimnissen. Netopil leitet ihre Aufführung mit Frank Peter Zimmermann als Solisten in Beethovens Violinkonzert.
Die große romantische Sinfonik bestimmt
das Konzertprogramm der Essener Philharmoniker
(Foto: ©Hamza Saad)
Die riesigen Orchester der Romantik und ihre monumentale Klangentfaltung kulminieren in einem außergewöhnlichen Werk: Arnold Schönbergs Gurreliedern. Netopil dirigiert ihre Aufführung, die im Rahmen des Festivals für Neue Musik NOW! stattfindet. Der Liederzyklus auf Texte des dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen ist für eine gigantische Besetzung komponiert. Schönberg schreibt acht Flöten, sieben Klarinetten und mindestens 40 Geigen vor. Drei Chöre wirken mit, der WDR Rundfunkchor, der Aalto Opernchor und der Philharmonische Chor Essen. Für die ergreifende, rätselhafte 15. Sinfonie Dmitri Schostakowitschs tritt Rory Macdonald ans Pult. Die 15. ist die letzte Sinfonie des genialen Komponisten. Mit dem Auftauchen des Schicksalsmotivs aus Wagners Walküre zu Beginn des Finales gemahnt sie an den Tod, ehe sie mit Klängen, die nicht mehr von dieser Welt zu sein scheinen, endet. Musik an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stellt der Dirigent Tomáš Hanus vor. Das Cellokonzert von Edward Elgar umrahmt er mit Suiten Igor Strawinskys und der Sinfonischen Suite Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow. Netopil ist die Vermittlung der Musik ein Anliegen. So gibt es für die Hälfte der insgesamt zwölf Sinfoniekonzerte eine Einführung mit dem Dirigenten und dem Orchester. Die „Kunst des Hörens“ nennt Netopil diese Initiative, die ergänzt wird von den Sonntagsmatineen „Mit Götz Alsmann ins Konzert“.
Rudolf Buchbinder, der große Beethoven-Interpret,
kommt mit Beethovens Fünftem Klavierkonzert nach Essen.
(Foto: © Marco Borggreve)
Mit der Neunten Sinfonie im traditionellen Neujahrskonzert unter Netopils Leitung heben die Feiern zum 250. Jubiläum des Komponisten an. Beethovens Tripelkonzert widmet sich das Van Baerle Trio. Eine Rarität hat der Dirigent David Danzmayr auf dem Programm. Der von dem Beethoven-Biografen Barry Cooper aus Fragmenten und Skizzen ausgearbeitete erste Satz einer von Beethoven nie vollendeten Zehnten Sinfonie erklingt mit Franz Schuberts Großer C‑Dur-Sinfonie und Carl Maria von Webers Erstem Klarinettenkonzert mit Andreas Ottensamer als Solisten. Rudolf Buchbinder, der große Beethoven-Interpret, kommt mit dem Fünften Klavierkonzert. Und zu einer Zeitreise lädt Reinhard Goebel, der mit Beethovens Welt ein jahrelanges Forschungs- und Musikprojekt betreibt. Er leitet das Programm des Uraufführungskonzerts von Beethovens Dritter Sinfonie Eroica, das am 7. April 1805 in einer von dem Konzertmeister Franz Clement veranstalteten Akademie im Theater an der Wien stattfand. Solistin in Clements Erstem Klavierkonzert ist Miriam Contzen. An die Tradition der Akademien knüpften die Essener Philharmoniker in ihrem 100. Jubiläumsjahr an, um jungen Musikern praktische Erfahrungen in einem Orchester zu ermöglichen. In diesem Jahr feiert die Akademie ihr 20-jähriges Bestehen.
Konzerttermine und weitere Informationen zu den Essener Philharmonikern: www.essener-philharmoniker.de