Théâtre de Suresnes Jean Vilar
Romeo und Julia als Streetdancer
von Bernd Hoppe
30. November 2017
Hip Hop ist angesagt in der Tanzszene – auch beim klassischen Ballett. Nach Tschaikowski-Klassikern erscheint nun eine Version über das berühmteste Liebespaar mit dem Titel Roméos & Juliettes.
Hip Hop ist angesagt in der Tanzszene – auch beim klassischen Ballett. Nach Tschaikowski-Klassikern bei Arthaus erschien dort nun eine Version über das berühmteste Liebespaar der Historie mit dem Titel Roméos & Juliettes. Die Produktion stammt aus dem Théâtre de Suresnes Jean Vilar von 2008. Der französische Choreograf Sébastien Lefrançois wählte für seine Lesart den Plural, um auf die vielen existierenden Interpretationen der Handlung hinzuweisen. Für die musikalische Folie sorgten der Komponist Laurent Couson und der Electrosound-Künstler Vincent Artaud mit einem gefälligen Mix aus sinfonischen und akustischen Klängen. Darüber hinaus steuert der Schauspieler Laurent Paolini als Sir Capulet gesprochenen Text in Französisch als grotesk verzerrte Wortfetzen bei. Im Einheitsbühnenbild aus mobilen Platten von Giulio Lichtner agieren die Tänzer in Kostümen von Modedesigner Mario Faundez mit enormer körperlicher Intensität und entfachen eine mitreißende Vitalität und Dramatik. Der Choreograf verlangt ihnen alles ab an physischem Einsatz mit seinen athletischen, impulsiven und emotionalen Vorgaben, die sich rasant steigern und in den Breakdance-Szenen eine artistische Dimension erreichen. Herausragende Tänzer sind der energiegeladene Giovanni Léocadie als Roméo mit stupender Körperlichkeit und die burschikos-koboldhafte Juliette von Jann Gallois, die eine gleichermaßen verspielte wie gefühlsstarke Balkonszene geben und für eine erschütternde Finalszene sorgen.