Renée Fleming, Kelli O'Hara und Joyce DiDonato
Das Ungesagte
von Ruth Renée Reif
3. Dezember 2022
Die Uraufführung der Oper »The Hours« an der Metropolitan Opera in New York wurde zum »Event of the Year«. Am 10. Dezember 2022 ist die Aufführung live aus der Metropolitan Opera im Kino zu sehen.
Drei Diven, Renée Fleming, Kelli O’Hara und Joyce DiDonato, stehen in der Uraufführung der Oper The Hours auf der Bühne der Metropolitan Opera. Die Oper von Kevin Puts und Greg Pierce basiert auf dem verfilmten gleichnamigen Roman von Michael Cunningham. Sie handelt von drei Frauen aus verschiedenen Zeiten, die mit Virginia Woolfs Roman Mrs. Dalloway in Beziehung stehen: Virginia Woolf, die 1923 den Roman Mrs. Dalloway zu schreiben beginnt und sich 1941 im Fluss das Leben nimmt. Laura Brown, die 1951 am Tag des Geburtstages ihres Mannes erwacht, den Roman zur Hand nimmt, um der Wirklichkeit zu entfliehen, und den Entschluss fasst, Selbstmord zu begehen. Und Clarissa Vaughan, die 2001 als Lektorin in New York City lebt und von ihrer an Aids erkrankten Jugendliebe Robert, die sie pflegt, Mrs. Dalloway genannt wird.
In dem Roman Mrs. Dalloway schildert Virginia Woolf einen Tag des Jahres 1923 der 52-jährigen Clarissa Dalloway, an dem diese eine ihrer Abendgesellschaften gibt. Cunningham übernimmt für seinen Roman vor allem die besondere Technik, die Woolf verwendet und die Mrs. Dalloway zu einem Markstein der modernen Erzählkunst werden ließ. Woolf transponiert die Handlung nämlich in das Bewusstsein von Mrs. Dalloway und der Personen ihrer Umgebung. Sie hatte sich intensiv mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds befasst und sah es als Aufgabe des Romanciers an, die Psyche des Menschen zu ergründen und seine Selbsterfahrung darzustellen. So lässt sie, begleitet vom Schlagen des Big Ben, die Gedanken und Empfindungen der alternden Frau im Bewusstseinsstrom durch Vergangenheit und Gegenwart gleiten. Cunningham greift zudem den ursprünglich von Woolf für ihren Roman vorgesehenen Titel The Hours auf, der im Schlagen des Big Ben das Motiv der verrinnenden Zeit zum Ausdruck bringt.
Das Opernlibretto verfasste Greg Pierce, den das Geheimnis und das viele Ungesagte im Roman anzogen. Kevin Puts komponierte die Musik in opulenter Orchestrierung mit Duetten, Chören sowie einem Terzett und entwickelte für jede der drei Protagonistinnen eine eigene Klangfarbe. Die musikalische Zeitreise setzt sich zusammen aus romantischen Klängen, barocken Anmutungen und Melodien der 1950er-Jahre. Yannick Nézet-Séguin übernimmt die musikalische Leitung. Ihn begeisterte an dem Projekt vor allem, dass es sich um eine Uraufführung handelt. Der Regisseur Phelim McDermott nützt die Möglichkeiten, die die Opernbühne gegenüber dem Roman bietet, und verwebt in seiner Inszenierung die drei verschiedenen Welten der Frauen, um sie am Ende alle zusammenkommen zu lassen.
Die Met-Saison 2022 / 2023 wird live auf über 200 Leinwände in Deutschland und Österreich übertragen. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.
Das weitere Programm von Met im Kino:
Umberto Giordano: Fedora – 14. Januar 2023
Richard Wagner: Lohengrin – 18. März 2023
Giuseppe Verdi: Falstaff – 1. April 2023
Richard Strauss: Der Rosenkavalier – 15. April 2023
Terence Blanchard: Champion – 29. April 2023
Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni – 20. Mai
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte – 3. Juni 2023
Die Liste der teilnehmenden Kinos und weiterführende Information auf: www.metimkino.de