TOYEN
Nebulöse Unheimlichkeit voll erotischer Anspielungen
von Ruth Renée Reif
24. September 2021
Die Hamburger Kunsthalle widmet der surrealistischen Künstlerin TOYEN vom 24. September 2021 bis zum 13. Februar 2022 ihre erste Einzelausstellung.
TOYEN ist der Künstlername von Marie Čermínová. 1902 in Prag geboren, nahm sie als Mitglied der Gruppe Devětsil an allen avantgardistischen Strömungen teil. Ihre Hinwendung zum Surrealismus erfolgte in den 1930er-Jahren.
Die Tschechoslowakei bot einen der fruchtbarsten Böden für die internationale Verbreitung des Surrealismus. 1934 bildete sich die surrealistische Gruppe von Prag, der die Dichter Konstantin Biebl, Vítězslav Nezval und Jindřich Štyrský, der Regisseur Jindřich Honzl, der Bildhauer Vincenc Makovský sowie der Kunsttheoretiker Karel Teige angehörten und der sich auch TOYEN anschloss.
Anlässlich des Besuchs von André Breton und Paul Éluard in Prag 1935 fand ihre erste Ausstellung statt. Und im Anschluss daran unternahm TOYEN mit Štyrský eine Reise nach Paris, wo sie auch die anderen Surrealisten kennenlernte. 1938 musste die Prager Gruppe aus politischen Gründen untertauchen, und mit dem Tod von Štyrský 1942 verlor sie einen ihrer stärksten Triebkräfte. 1943 entstand das Gemälde Auf Schloss La Coste (Titelbild des Beitrags), eine Anspielung an das berühmte Schloss von Marquis de Sade, das sich versteckt in den Bergen der Provence befand.
TOYENs Werk entwickelte sich abwechselnd in Richtung kraftvoller Klarheit und nebulöser Unheimlichkeit voll erotischer Anspielungen. Die Erfahrungen der Kriegsjahre verarbeitete sie in den beiden Zyklen von Zeichnungen Das Schießen und Versteck dich, Krieg. Nach dem Krieg ging sie mit dem Dichter Jindřich Heisler ins Exil nach Paris, wo sie 1980 starb. Die Hamburger Kunsthalle widmet TOYEN ihre erste Einzelausstellung in Deutschland.
Weitere Informationen zur Ausstellung der Künstlerin TOYEN vom 14. September 2021 bis zum 13. Februar 2022 in der Hamburger Kunsthalle unter: www.hamburger-kunsthalle.de