Villa Jamm Artists
Rendezvous im Park
von Ruth Renée Reif
28. Mai 2021
Villa Jamm Artists verwandelt die Villa im Stadtpark von Lahr bei Freiburg im Breisgau in eine Begegnungsstätte der Künste. Kulturschaffende aller Genres sind eingeladen, Projekte zu entwickeln.
Villa Jamm Artists versammelt rund 136 Künstler. Initiiert hat das Residenzprogramm die Kulturamtsleiterin der Stadt, die Mezzosopranistin Cornelia Lanz. Als Rosina in Der Barbier von SevilLahr wirkt sie auch selbst daran mit. Alle Aufführungen finden bis September open-air im Musikpavillon des Stadtparks Lahr statt. Der für seinen Rosengarten bekannte Park wurde im 19. Jahrhundert von dem Lahrer Kaufmann Christian Wilhelm Jamm der Stadt vererbt.
Eine Uraufführung steht ebenfalls auf dem Programm. Anlässlich der 50. Wiederkehr der Umsiedlung des Lahrer Ortsteils Langenwinkel hat die Komponistin Saskia Bladt ein Werk für vier Stimmen, E‑Gitarre, E‑Geige, Synthesizer, Perkussion und – Flugzeug konzipiert. Mit der Umsiedelung wollten die Menschen 1971 dem Lärm des NATO-Flugplatzes entgehen. Das Ensemble tō bringt das Werk auf einem Feld neben dem ehemaligen Ortsteil zur Aufführung und bezieht auch den Fluglärm ein. Dem Ensemble gehören der Bariton Chasper-Curò Mani, die Tänzerin Elizabeth Waterhouse, die Geigerin Emily Yabe, der Pianist Jens Fuhr, der Perkussionist Boris Bell sowie die Komponistin Saskia Bladt und die bildende Künstlerin Sophie von Arnim an.
Zur Eröffnung gibt das Ensemble TRISOLDE der Dramaturgin Maria Buzhor und der Regisseurin Julia Lwowski mit DIVE DARK VOL.2 eine musiktheatrale Eins-zu-Eins-Performance. Armando Merino bringt Nostalgie – Visible Music II für Solo-Dirigenten von Dieter Schnebel aus dem Jahr 1962 zur Aufführung. Er dirigiert darin ein unsichtbares Orchester, imitiert Allüren und Klischees und wirft die Frage nach der Beziehung zwischen Bild und Ton auf: Wie sehr ist die akustische Wahrnehmung von der optischen beeinflusst?
Eine Konzertreihe stellt das Alphorn und weitere Naturhörner vor. Trotz seiner Bauweise aus Holz zählt das Alphorn aufgrund der Blastechnik zu den Blechblasinstrumenten und ist ein Naturhorn. Denn es können auf ihm nur jene Töne gespielt werden, die ohne Verlängerung oder Verkürzung der schwingenden Luftsäule durch das Anblasen hervorgebracht werden. Zu den Gästen der Reihe gehört u.a. das Trio FraPopEpui des Alphorn-Solisten Franz Schüssele, des Perkussionisten Pape Dieye aus dem Senegal und des Obertonsängers Epi aus der Mongolei, der auf der Pferdekopfgeige spielt.
Die freie bühne stuttgart und die Lehrer Tanzkompanie SZENE ZWEI zeigen an verschiedenen Orten von Lahr eine lebende Installation. Zu einem russischen Abend laden die Sopranistin Tatjana Charalgina, der Bariton Menno Koller und der Pianist Pervez Mody. Ausgewählt haben sie u.a. die 12 Lieder des Mirza Schaffy von Anton G. Rubinstein nach der Textvorlage von Friedrich von Bodenstedt, Die Brunnen von Bachtschyssaraj von Wladimir A. Wlassow nach dem Poem von Alexander Puschkin und Glaube mir nicht, mein Freund von Sergei W. Rachmaninow.
Das Ensemble Aventure erkundet anlässlich des 100. Geburtstages von Joseph Beuys den Grenzbereich zwischen Kunst und Leben. Marianne Hopf zeigt Flower Power im Park. Und Bernd Himmelsbach unternimmt Streifzüge durch den Park und verarbeitet diese Naturreflexionen zu Gemälden. Zum Abschluss des Residenzprogramms nehmen das Ensemble tō und der Countertenor Kai Wessel mit Dido & Aeneas eine Neuerzählung von Henry Purcells Oper vor.
Weitere Informationen zum Gesamtprogramm Villa Jamm Artists unter: www.kultur.lahr.de