Semyon Bychkov
Weicher Klang
von Ute Elena Hamm
3. November 2023
Unter der Leitung von Semyon Bychkov entfaltet sich der warme Orchesterklang der Tschechischen Philharmonie in Gustav Mahlers »Auferstehungssymphonie«.
Berühmt und immer wieder beschworen: der weiche Orchesterklang der Tschechischen Philharmonie. Auch ihr aktueller Chefdirigent Semyon Bychkov setzt diese Tradition fort und es ist es gerade dieses Klangideal, die ihrer gemeinsamen Version von Gustav Mahlers oft aufgeführter und oft eingespielter zweiten Symphonie andere Facetten verleiht. Denn wer würde schon bei Mahlers Musik zuerst an ‚weich‘ denken? Und doch ist es genau das, was beim Hören der Aufnahme trotz des schroffen Beginns sofort in den Sinn kommt: Weichheit. Sie entsteht hier aus einer Kombination von Wärme und Klarheit im Ton, von rhythmischer Akkurattesse mit stellenweise erstaunlich langsamen Tempi – ungewohnt, aber (bis auf die merkwürdige wie aus der Ferne wirkende Aufnahmetechnik) überzeugend: Es ist Klangschönheit mit Tiefgang. Sie entfaltet ihre berührende Wirkung nicht nur instrumental, sondern auch vokal. Ganz besonders in Elisabeth Kulmans Urlicht, das Herzstück der Auferstehungssymphonie, in dem die heute leider nicht mehr öffentlich zu hörende Sängerin (die Aufnahme stammt bereits von 2018) mit warmem Timbre, dichtem Legato und größter Textverständlichkeit nicht nur berührt, sondern unweigerlich gefangen nimmt.