Andreas Oplatka

Respekt­voll am Pult

von Ruth Renée Reif

3. Dezember 2019

Andreas Oplatka porträtiert Ádám Fischer, den begnadeten Dirigenten und den Privatmann, der leidenschaftlich am politischen Zeitgeschehen Anteil nimmt.

Andreas Oplatka zeichnet in seiner Biografie ein einfühl­sames Porträt des welt­weit erfolg­rei­chen und begehrten Diri­genten Ádám Fischer. Er folgt dabei ebenso Fischers Werde­gang wie dessen Ausein­an­der­set­zung mit den „Verän­de­rungen, welche die Zeit uns aufer­legt“, den „Entwick­lungen, die sie uns durch­ma­chen lässt“. Eindrück­lich stellt er Fischers künst­le­ri­sches Streben und Ringen dar, sich von den Erwar­tungen des Vaters zu befreien und seinen eigenen Weg zu gehen. Bewe­gend ist seine Schil­de­rung, wie Fischer mit seiner entge­gen­kom­menden Art, auf Anre­gungen vom Orchester einzu­gehen, auf Unver­ständnis stieß. Die Musiker erwar­teten einen „uner­bitt­li­chen Domp­teur“, aber Fischer begriff, „dass er die Macht nicht liebte und dass es ihm wider­stand, sie auszu­üben“. Die Liebe des Berufs­mu­si­kers zu seiner Kunst und die Leiden­schaft des Privat­manns für das poli­ti­sche Zeit­ge­schehen stellt Oplatka als die beiden bestim­menden Elemente von Fischers Leben und Denken dar. Auch wenn er früh verlassen habe, nehme Fischer, dem Natio­na­lismus „ein Gräuel“ sei, rebel­lie­rend Anstoß am poli­ti­schen Geschehen in seinem Herkunfts­land. Wobei am Ende doch beide Elemente zusam­men­ge­hören: „Das Bild eines Chefs, der einen jeden in der von ihm geführten Gemein­schaft mit Respekt behan­delt, passt zu dem des Vertei­di­gers der Menschen­rechte.“