Joseph Schmidt

Wech­sel­volle, drama­ti­sche Vita

von Fabian Stallknecht

30. September 2021

Höhen und Tiefen: Alfred A. Fassbind legt eine Biografie von Joseph Schmidt vor. Der Tenor war einer der ersten großen Musikstars des 20. Jahrhunderts.

Anders als seinem kolle­gialen Freund Richard Tauber oder dem eben­falls tragisch früh verstor­benen Fritz Wunder­lich wurde bis heute nur ein erstaun­lich über­schau­barer Nach­ruhm zuteil. Nun hat der Schweizer Autor Alfred A. Fass­bind, selbst lange als Tenor unter­wegs, eine in jeder Hinsicht bemer­kens­werte Biografie Schmidts vorge­legt, in der er dessen wech­sel­volle, ja drama­ti­sche, Vita mit all ihren Höhen und Tiefen nach­zeichnet. Geboren 1904 in der Buko­wina, führte sein Weg ihn nach Berlin, wo Schmidt vom sich gerade zum Massen­me­dium entwi­ckelnden Rund­funk entdeckt wurde und bald eine natio­nale und zuneh­mend inter­na­tio­nale Berühmt­heit erlangte und das Attribut „deut­scher Caruso“ verpasst bekam.

Wegen seiner geringen Körper­größe für die Opern­bühne unge­eignet, feierte er Triumphe mit zahl­losen Rund­funk­über­tra­gungen, Konzerten und Musik­filmen, bis das NS-Régime seine Karriere als jüdi­scher Künstler jäh been­dete. Einigen Jahren in schloss sich eine jahre­lange drama­ti­sche Flucht durch halb Europa an, bis er 1942, seelisch und körper­lich zerrüttet, mit erst 38 Jahren in einem Schweizer Flücht­lings­lager starb. Mit seinem penibel recher­chierten und flüssig erzählten Buch, abge­rundet durch zahl­reiche Briefe, Pres­se­zi­tate und andere Quellen sowie ein umfang­rei­ches Register, ist Fass­bind eine eindrucks­volle Würdi­gung dieser groß­ar­tigen Künst­ler­per­sön­lich­keit gelungen.