Alois Mühlbacher & Franz Farnbacher
Mit schlanker hoher Männerstimme
29. Juli 2022
»Urlicht« betiteln der Countertenor Alois Mühlbacher und der Pianist Franz Farnbacher ihr Album mit Liedern von Gustav Mahler und Richard Strauss.
Vor zehn Jahren hat der 15-jährige Alois Mühlbacher schon einmal mit Franz Farnberger am Klavier ein Mahler-Strauss-Album aufgenommen, darunter sogar die „Vier letzten Lieder“! Damals war das für einen Knabensopran der St. Florianer bemerkenswert gelungen, und er brauchte dafür gar keinen Welpenschutz. Jetzt ist aus dem ambitionierten Burschen ein 26-jähriger Mann – und Countertenor – geworden, der offenbar wie so mancher Junge kaum einen Stimmbruch hatte. Einerseits besitzt er wohl eine schöne Bariton-Stimme, gleichzeitig wurde die Knaben- in fast gleicher Lage zur Männerstimme. Ein wenig dunkler mag sie geworden sein und klingt doch sehr ähnlich. Manches hat er 2011 wie zehn Jahre später aufgenommen, so Mahlers Urlicht, wie das neue Album heißt, oder sein Um Mitternacht, wie der Titel der CD von einst lautete.
Neu sind Mahlers Rückert-Lieder und eine Auswahl der berühmtesten Strauss-Lieder. Natürlich ist der ehemalige Knabensopran ein versierter, enorm musikalischer Sänger, und die Strauss-Lieder mal nicht von einem üppigen Sopran, sondern von einer schlanken hohen Männerstimme in fast derselben Lage zu hören, ist reizvoll, aber sein Countertenor muss noch reifen. Am besten und rundesten klingt die Mittellage, die Höhe dagegen mutet manchmal ein wenig scharf und farbarm an, die Tiefe ist noch sehr verhalten. Und ein wenig Sinnlichkeit kommt vielleicht auch noch hinzu. Barock-Repertoire mit kleinem Orchester, wie Mühlbacher es 2020 mit Vivaldis Nisi Dominus oder Pergolesis Stabat Mater in einer gelungenen Aufnahme veröffentlichte, ist da möglicherweise derzeit noch die bessere Option.
Auftrittstermine und weitere Informationen zu Alois Mühlbacher auf: www.aloismuehlbacher.at