B. B. King

The Thrill Will Never Be Gone

von Stefan Sell

28. März 2023

Daniel de Visé hat in seinem Buch »King of the Blues« das Leben der Blueslegende B. B. King nachgezeichnet.

Der ameri­ka­ni­sche Autor und Pulitzer-Preis­träger Daniel De Visé entfaltet in seiner 700 Seiten starken Biografie ein Leben­s­pan­orama der Blues­le­gende B.B. King, das kaum viel­schich­tiger sein kann, eine Würdi­gung von B. B. Kings Einzig­ar­tig­keit in der Musik­ge­schichte. Dazu hat er unzäh­lige Menschen aus dem nahen Umfeld inter­viewt, ist in der Recherche jedem Hinweis nach­ge­gangen, um wunder­voll detail­reich B. B. Kings Geschichte zu erzählen.

1925 als Riley B. King in Itta Bena, Missis­sippi, geboren, wächst B. B. King in armen Verhält­nissen auf. Als Sohn eines Land­päch­ters bestimmt die Arbeit auf den Baum­woll­plan­tagen seinen Alltag. Viele Meilen, nach eigenen Angaben „einmal um die Welt”, ist er selbst hinter dem Pflug herge­laufen, später auf dem Traktor gefahren. Man erfährt vom frühen Verlust seiner Eltern, seinem frühen Drang Gitarre zu spielen, liest gebannt wie ihn schon mit sechs eine sieben­jäh­rige Freundin ins „Liebes­spiel” einweihte, er Stra­ßen­musik machte und als Radio-DJ arbei­tete. Sein unver­wech­sel­bares Gitar­ren­spiel, bis heute welt­weit Vorbild namhafter Künstler wie Santana, Eric Clapton und U2, wurde erst so richtig nach einer zehn­jäh­rigen Karriere als Blues­sänger gefeiert.

Drogen und Alkohol waren kein Thema, aber Sex- und Spiel­sucht: „Ich liebte es zu wetten und natür­lich liebte ich es zu gewinnen, aber meis­tens verlor ich doch.” In der Tat, er hat viel Geld verloren. Im Mittel­punkt steht seine unglaub­liche Karriere, sein anhal­tender, immer wieder neu aufblü­hender Erfolg als charis­ma­ti­scher Gitar­rist wie maßgeb­li­cher Musiker. Das alles verdeut­licht vor dem schick­sal­haften Auf und Ab seiner Lebens­ge­schichte, vor allem vor dem Hinter­grund einer durch und durch rassis­ti­schen Zeit, wie sehr der Ursprung des Blues und des daraus folgenden Pop und Rock einzig und allein ein afro­ame­ri­ka­ni­scher ist. Fast jeden Tag eines Jahres stand B. B. King auf der Bühne und verkün­dete singend, spie­lend seine Botschaft. Später an Diabetes erkrankt und über­haupt gesund­heit­lich einge­schränkt, gab er vor, sich schonen zu wollen, indem er nur noch 200 Konzerte im Jahr gab. Allein das spricht für sein beson­deres Musi­ker­da­sein. Trotz aller Hinder­nisse und Verlet­zungen, verkör­perte es ein Leben, das mit allen Fasern des Herzens gelebt wurde. B. B. King, der sich selbst keines­falls als „King of Blues” sah, sagte einmal: „Einfach weiter­zu­ma­chen ist meine Methode, meine Verlet­zungen auszu­ku­rieren, und, Mann, ich habe mein ganzes Leben immer nur weiter­ge­macht.”

Die an sich sehr schöne, wie gut lesbare Über­set­zung, hakt ein wenig, wenn es um die Gitarre geht. Ein Beispiel: B. B. King war abso­luter Meister darin, Töne über das „Bending” zu erzeugen. Diesen Terminus einer Vari­ante der Spiel­technik irre­füh­rend mit „verschieben” zu über­setzen, trifft nicht den Sach­ver­halt. Entspre­chend der Verwen­dung italie­ni­scher Fach­be­griffe in der klas­si­schen Musik, hätte man auch hier die Bezeich­nungen lieber im Original belassen sollen.

Fotos: Universal Music Group