Christiane Karg

Bitter­süße Sehn­sucht

von Fabian Stallknecht

2. Dezember 2020

Christiane Karg singt mit Malcolm Martineau am Klavier Lieder von Gustav Mahler.

Der Weich­zeichner ist glück­li­cher­weise nur bei der Gestal­tung des Front­co­vers zum Einsatz gekommen, nicht aber im Vortrag von und dem Pianisten . Dieser ist so klar, trans­pa­rent und kontu­ren­stark, wie man es sich wünscht. Nach seiner gemein­samen Strauss-CD hat sich das Duo Lieder des großen Anti­poden Mahler vorge­nommen und eine durchaus unge­wöhn­liche Inter­pre­ta­tion einge­spielt.

Jugend­li­cher Schmelz und Schalk

Karg singt auch Mahler mit quell­fri­scher Stimme, jugend­li­chem Schmelz und Schalk und viel lyri­scher Innig­keit; die Düsternis, Zerris­sen­heit und aufbe­geh­rende Melan­cholie des Kompo­nisten ist nicht zu erleben. Statt­dessen betont Karg in Lied­aus­wahl und Vortrag die zuweilen verbor­genen Schön­heiten der Musik und verzau­bert vor allem in den Liedern aus der Jugend­zeit mit silbrig leuch­tendem Glanz und bitter­süßem Sehn­suchtston. Dieser prägt auch die Fünf Rückert-Lieder, die man selten so verin­ner­licht und fragil gehört hat wie hier. Mit großer Leich­tig­keit und vokaler Eloquenz meis­tern Sängerin und Pianist die Wunder­horn-Lieder, eine Prise Ironie­ge­würz mag man aller­dings vermissen. Ein zuweilen sicher­lich gewöh­nungs­be­dürf­tiges, aber Indi­vi­du­elles Album mit viel Ausdruck und klang­ge­stal­te­ri­scher Imagi­na­tion.