Ragna Schirmer zum 200. Geburtstag von Clara Schumann

Seelen­ver­wandt

von Stefan Sell

13. September 2019

Dass sich nicht des großen Jubi­läums wegen mit ausein­an­der­ge­setzt hat, ist in jeder Note zu hören. Die tiefe Verbun­den­heit zum Leben und Werk dieser außer­ge­wöhn­li­chen Musi­kerin pflegt Schirmer seit ihrer Kind­heit, und davon zeugt jeder Augen­blick ihres seelen­ver­wandten Spiels.

Ragna Schirmer (©Maike Helbich) 

Ragna Schirmer ist die Expertin des Clara Schu­mann-Jahrs. Ihre Inter­pre­ta­tion pendelt zwischen einfühlsam erha­bener Behut­sam­keit und kraft­voll trei­bender Präsenz, viel feiner Finesse und Finger­spit­zen­ge­fühl, man glaubt, die 16-jährige Clara säße wie bei der Urauf­füh­rung am Klavier und Mendels­sohn leite das Orchester. Bravourös spielt sie die pianis­ti­schen Höhen­flüge im Dritten Satz, als seien sie ihr gera­dezu in die Finger geschrieben. Das folgende Klavier­trio, Claras einziges Kammer­mu­sik­werk, gilt es hier neu zu entde­cken, es ist atem­be­rau­bend schön, nicht „weibisch senti­mental”, wie die Kompo­nistin in voraus­ei­lender Zurück­nahme ins Tage­buch schrieb.