Les Frivolités Parisiennes

Let’s Misbe­have – Paris nach dem Ersten Welt­krieg

von Ruth Renée Reif

24. Januar 2023

Das musikalische Spektakel »Cole Porter in Paris« von Christophe Mirambeau erzählt aus dem Leben des Komponisten und Liedtexters. Die Opernkompanie Les Frivolités Parisiennes brachte es anlässlich ihres zehnten Jubiläums zur Uraufführung. Ein gleichnamiger Mitschnitt liegt auf CD vor.

Als eine Erzäh­lung über das Leben Cole Porters in Paris bezeichnet Chris­tophe Miram­beau Cole Porter in Paris. Aus Liedern Cole Porters entwarf er das Spek­takel für die Opern­kom­panie Les Frivo­lités Pari­si­ennes, die damit ihr zehntes Jubi­läum feierte. Im Dezember 2021 wurde eine Auswahl davon im Théâtre du Châtelet in Paris auf CD aufge­nommen. Zu hören sind Cole Porters Lieder in schwung­vollen Arran­ge­ments, die von den beiden Musi­kern und Grün­dern der Kompanie, Benjamin El Arbi und Mathieu Franot, stammen. Im Stil eines Musi­cals singen die Kompanie-Mitglieder von Paris und der Liebe: Sie laden dazu ein, das Leben zu genießen, sich an schönen Dingen zu erfreuen und über falsche Moral hinweg­zu­setzen.

Richard Delestre, Yoni Amar und Matthieu Richard singen I Love Paris

Der Bogen spannt sich von I Love Paris über I’am in Love Again, When Love Comes to Call und I Hate you Darling bis zu Take Me Back to Manhattan. Diese Drama­turgie beinhaltet zugleich eine biogra­fi­sche Aussage, und darum ging es Miram­beau. Wie er in einem dem Album beigefügten Inter­view ausführt, habe ihn an Cole Porters Leben in Paris vor allem ein Aspekt faszi­niert: seine Ehe mit Linda Lee Thomas und die Liebes­af­färe, die er mit dem Dichter und Tänzer Boris Kochno hatte. Denn, wie Mitram­beau erläu­tert, zeuge dies von einer sitt­li­chen Frei­heit, wie sie Ange­hö­rige einer gewissen sozialen Klasse am Ende des Ersten Welt­kriegs für sich in Anspruch nehmen konnten. Miram­beau, der sich in mehreren Arbeiten schwulen Künst­lern widmete und den Musi­cal­führer Glitter And Be Gay herausgab, rückt damit ein Phänomen in den Vorder­grund, das auch in anderen Städten wie etwa Berlin zu beob­achten war und als die Goldenen 20er-Jahre in die Geschichte einging.

Marion Tassou und Léovanie Raud singen Give Him the Ooh La La

Miram­beau ist über­zeugt, dass Cole Porter Aussagen über sein Gefühls­leben in den Subtext seiner Lieder legte. Was sich erst nach der Lektüre des Book­lets erschließt, sind die Figuren, die die einzelnen Sänger verkör­pern. Da sind vor allem die drei Darsteller, Richard Delestre, Yoni Amar und Matthieu Richard, die jeweils für einen Aspekt von Cole Porters Persön­lich­keit stehen, den Frau­en­helden, der zur mondänen Gesell­schaft gehört, den geheim­ge­hal­tenen Mann, der sich in Boris Kochno verliebt und schließ­lich den Künstler, der beide Aspekte in sich vereint. So ist das Album auch eine Einla­dung, sich noch einmal intensiv mit den Lied­texten Cole Porters zu befassen, die im Booklet in engli­scher und fran­zö­si­scher Sprache abge­druckt sind.

Fotos: Helene Pambrun