Dorothee Oberlinger
Spritzige Wiederentdeckung
von Corina Kolbe
25. Juni 2023
Dorothee Oberlinger ist als Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit der komischen Oper »I portentosi effetti della Madre Natura« von Domenico Scarlatti eine unterhaltsame Wiederentdeckung gelungen. Eine Aufnahme der Aufführung liegt auf einem Dopplelabum vor.
Die italienische Barockmusik bietet so manchen vergessenen Schatz. Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci präsentierten im Sommer 2022 eine lohnenswerte Wiederentdeckung: die komische Oper I portentosi effetti della Madre Natura (Die wundersamen Wirkungen von Mutter Natur). Das von Giuseppe Scarlatti auf ein Libretto von Carlo Goldoni komponierte Werk war 1752 in Venedig uraufgeführt worden. Mit Verve und Leichtigkeit brachte das von Dorothee Oberlinger geleitete Ensemble 1700 diese „opera buffa“ mit renommierten Solisten auf die Bühne des Schlosstheaters im Neuen Palais.
An diesem historischen Ort in Potsdam war das Werk schon 1786 auf Betreiben von Friedrich dem Großen erklungen. Aus den überlieferten Handschriften haben die Musikwissenschaftler Francesco Russo und Giovanni Benvenuti eine aufführungstaugliche kritische Edition erstellt. Ein Mitschnitt aus Potsdam ist als Ersteinspielung erschienen. Die verwickelte Liebesgeschichte ist höchst unterhaltsam. Celidoro, der legitime Herrscher von Mallorca, war – ähnlich wie später Kaspar Hauser – für lange Zeit weggesperrt. Nach seiner Befreiung entdeckt der Naturbursche seine Gefühle für Frauen, was erwartbar zu Spannungen mit deren Liebhabern führt.
Kunstvolle Rezitative und emotionsgeladene Arien wechseln sich mit schwungvollen Instrumentalstücken ab. In der Hauptrolle überzeugt der ausdrucksmächtige Tenor Rupert Charlesworth. In die Rolle der von Celidoro begehrten Cetronella schlüpft souverän die Mezzosopranistin Benedetta Mazzucato. Die Sopranistin Roberta Mameli interpretiert farbenreich die Partie der Lisaura, die mit ihrem notorisch untreuen Mann Ruggiero (Filippo Mineccia) den Rivalen Celidoro aus dem Weg räumen will. Nach einem turbulenten Hin und Her findet die Oper schließlich doch ein Happy End. Die Blockflötistin und Dirigentin Oberlinger, zugleich Intendantin der Musikfestspiele, hat mit ihr ein originelles Fundstück aufgespürt.