Dorothee Oberlinger

Nacht­fan­ta­sien

von Corina Kolbe

21. Juni 2019

Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger und das Alte-Musik-Ensemble Sonatori de la Gioiosa Marca geben sich nächtlicher Melancholie hin.

In der Dunkel­heit stößt die Vorstel­lungs­kraft in unbe­kanntes Terrain vor. Glühende Sehn­süchte werden geweckt, düstere Alpträume türmen sich auf. Die Block­flö­tistin und das Alte-Musik-Ensemble Sona­tori de la Gioiosa Marca beschäf­tigen sich mit den viel­fäl­tigen Facetten der Nacht. Melan­cho­lisch stimmt die Solo-Flöte ein sephar­di­sches Wiegen­lied an, bevor die Musiker auf Entde­ckungs­reise durch Vene­tien gehen. In „L’altra nocte m’in­som­niava“ stellt sich der Ordens­bruder Fra Gerardo einen Liebenden vor, der von seiner Ange­be­teten träumt und beim Aufwa­chen erkennen muss, dass er allein im Bett liegt. Von sind die Konzerte „La Notte und Il Riposo“ zu hören, außerdem die Sere­nade „La Senna fest­eg­gi­ante“ zu Ehren des fran­zö­si­schen Königs Ludwig XV. In Jean-Baptiste Lullys lyri­scher Tragödie „Atys“ tritt die alle­go­ri­sche Figur Le Sommeil auf. Der blinde Flötist Jacob van Eyck aus schrieb Varia­tionen über ein Nach­ti­gallen-Lied, eine Chaconne über einen Nacht­wächter. Ein Album, das nicht nur Schlaf­losen gefallen wird!