Exklusiv: Grüt­ters stellt Stif­tung der Bayreu­ther Fest­spiele auf den Prüf­stand

von Axel Brüggemann

11. Januar 2021

Die Kulturstaatsministerin Monika Grütters will die Strukturen der Bayreuther Festspiele auf den Prüfstand stellen und das Verhältnis von Stiftung und GmbH klären. Es geht ihr darum, veraltete Strukturen zu erneuern, um den Steuerzahlern gegenüber verpflichtet zu sein. Die künstlerische Autonomie soll dabei erhalten bleiben.

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In der Winter­pause sorgten Äuße­rungen der Kultur­staats­mi­nis­terin Monika Grüt­ters, die sie auf Anfrage von DPA Anfang Dezember gemacht hatte, für aller­hand Irri­ta­tion. Sie sagte, dass man die Struk­turen der auf den Prüf­stand stellen müsse, und dass die Fest­spiele in einer „Bring­schuld“ stünden. Bei Teilen der Stif­tung der Bayreu­ther Fest­spiele, in Reihen der Politik und auch bei den Fest­spielen selber sorgte diese Aussage für Irri­ta­tionen, da Grüt­ters ihr Vorhaben nicht genauer konkre­ti­sierte. 

Nun hat Monika Grüt­ters mir in einem Hinter­grund­ge­spräch erklärt, worum es ihr konkret geht. Im Zentrum steht das Verhältnis von Stif­tung und GmbH der Bayreu­ther Fest­spiele. Dabei handelt es sich um ein komplexes und histo­risch gewach­senes Konstrukt. Verein­facht gesagt, ist die Stif­tung, an der neben Bund, Land und der Stadt auch die Familie Wagner und die Gesell­schaft der Freunde betei­ligt sind, Eigen­tü­merin des Fest­spiel­hauses. Die GmbH, in der Bund und Land die Mehr­heit haben, tritt offi­ziell als Mieterin des Hauses und als Betrei­berin der Fest­spiele auf und stemmt einen Groß­teil der nötigen Finanzen. 

Die Stif­tungs­sat­zung stammt aus dem Jahre 1973 und wurde seither nur um Zusatz­ver­ein­ba­rungen (etwa, was die Bestim­mung von Inten­danz und Geschäfts­füh­rung betrifft) ergänzt, in vielen Passagen passt der Stif­tungs­auf­trag nicht mehr mit der Rolle der GmbH zusammen, die erst zwischen 1985 und 1987 (damals noch mit Wolf­gang Wagner als allei­nigem Teil­haber) gegründet wurde. 

Jetzt, da Bund und Land sich als Mehr­heit-Teil­haber der GmbH prin­zi­piell bereit erklärt haben, die 187 Mio. teure Reno­vie­rung des Fest­spiel­haues zu über­nehmen, will Monika Grüt­ters die Struktur zuvor auf den Prüf­stand stellen. Dabei geht es vor allen Dingen um die Frage, ob Bund und Land trotz erheb­li­cher finan­zi­eller Sanie­rungs­leis­tungen mit Steu­er­gel­dern zulassen können und wollen, dass die Stif­tung weiterhin allei­nige Eigen­tü­merin des Fest­spiel­hauses bleibt und das Haus so als „Faust­pfand“ der eigenen Mitbe­stim­mung nutzen kann.

Es geht im ersten Schritt darum, dass wir uns klar werden, dass wir den Steu­er­zah­lern gegen­über verpflichtet sind, gerade, wenn sich der Staat mit hohen Millio­nen­summen an den Fest­spielen betei­ligt“, argu­men­tiert die Staats­mi­nis­terin für Kultur. „Deshalb ist es nötig, einige veral­tete Struk­turen in Bayreuth mutig und kreativ neu zu denken.“ Gleich­zeitig betont Grüt­ters: „Es ist mir wichtig, dass wir die Situa­tion gemeinsam und in konstruk­tivem Dialog mit über­prüfen, denn ich schätze ihre Arbeit sehr und arbeite gut mit ihr zusammen. Es geht mir nicht darum, die tradi­tio­nelle Bedeu­tung der Familie Wagner für die Bayreu­ther Fest­spiele in Frage zu stellen.

Bereits im Januar 2014 tagte – auf Anre­gung der Kultur­staats­mi­nis­terin – eine „Arbeits­gruppe Stif­tungs­sat­zung“, die aber im Sande verlief. Nun will Monika Grüt­ters den Faden wieder aufnehmen. Auch deshalb, weil der letzte Sommer, in dem Katha­rina Wagner krank­heits­be­dingt über lange Zeit ausfiel, gezeigt habe, dass die Struk­turen der Bayreu­ther Fest­spiele sensibel seien und es für den Bund wichtig sei, in zentralen struk­tu­rellen Fragen und Entschei­dungen infor­miert und invol­viert zu sein. „Die künst­le­ri­sche Auto­nomie der Fest­spiele wird selbst­ver­ständ­lich und voll umfäng­lich erhalten bleiben“, sagt Monika Grüt­ters. 

Dieses ist ein Text, der ein Hinter­grund­ge­spräch zwischen Axel Brüg­ge­mann und Monika Grüt­ters zusam­men­fasst – er ist mit der Beauf­tragten der Bundes­re­gie­rung für Kultur und Medien abge­stimmt.