Franz Marc

Apoka­lyp­ti­sche Vision

von Ruth Renée Reif

7. Mai 2023

Gloria Köpnick und Rainer Stamm stellen in dem Bändchen »Tierschicksale« den Tiermaler Franz Marc vor und zeichnen seinen Weg von ersten Skizzen bis zu Gemälden kraftvoller reiner Farben nach.

Am 4. März 1916 vor Verdun fiel Franz Marc. Im Jahr zuvor war ihm eine Post­karte mit einer Schwarz-Weiß-Repro­duk­tion seines Gemäldes Tier­schick­sale in die Hände gefallen. „Schau­er­lich und ergrei­fend“, wie eine Vorah­nung des Krieges erschien es ihm: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich das gemacht habe.“ Das monu­men­tale Gemälde zeigt ein sich unter Licht­blitzen aufbäu­mendes blaues Reh. Es bildet den Höhe­punkt von Marcs Tier­bil­dern.

Eine Vorah­nung des Krieges: Franz Marcs Gemälde Tier­schick­sale aus dem Jahr 1913

1906 unter­nahm er mit seinem Bruder Paul eine Reise nach Grie­chen­land, auf der er Esel, Katzen und Möwen skiz­zierte. Zurück in Deutsch­land, zog er nach Kochel, um die Anatomie und die Bewe­gungs­ab­läufe der Tiere auf der Weide zu studieren. Das Zeichnen von Pferden, Kühen, Katzen und Rehen versetzte ihn in eine „gleich­mäßig melan­cho­lisch ruhige Stim­mung“. 1910 hatte er in München eine erste Einzel­aus­stel­lung. Dabei wurde der Verleger Rein­hard Piper auf ihn aufmerksam, dem Marc seine Tier­ma­lerei erläu­terte: „Meine Ziele liegen nicht in der Linie beson­derer Tier­ma­lerei.“ Viel­mehr suche er, „ein panthe­is­ti­sches Sich hinein­fühlen in das Zittern und Rinnen des Blutes in der Natur, in den Bäumen, in den Tieren, in der Luft“.

In den Arbeiten der Neuen Künst­ler­ver­ei­ni­gung München erkannte er, was er selbst erstrebte. 2011 trat er ihr bei. Mit Wassily Kandinsky konzi­pierte er den Alma­nach Der Blaue Reiter. Die beiden fanden zuneh­mend Aner­ken­nung. Und Ende des Jahres stellten sie mit Robert Delauney, August Macke und Gabriele Münter ihre Werke als Künst­ler­gruppe Der Blaue Reiter aus. Marc zeigte u.a. Die gelbe Kuh, Die blauen Pferde und Affen­fries, Gemälde in kraft­vollen reinen Farben. Das Bänd­chen zeichnet den Weg und den künst­le­ri­schen Durch­bruch Franz Marcs, der durch den Ersten Welt­krieg ein so jähes tragi­sches Ende erfuhr, mit zahl­rei­chen Abbil­dungen nach.