Fritz Wunderlich
Kostbarer Klang
3. September 2020
Fritz Wunderlich als Ernesto in Donizettis Don Pasquale begeistert in einer klanglich restaurierten Live-Aufnahme.
Neben den Mitschnitten aus den Jahren 1958 bis 1965 als Mozarts Belmonte und Tamino, Almaviva (Barbier von Sevilla), Alfredo (La traviata), Lenski (Eugen Onegin) und in zwei Strauss-Partien gibt es als Live-Aufnahme mit Fritz Wunderlich nun erstmals, klanglich restauriert, seinen bislang unveröffentlichten Ernesto in Donizettis letzter Oper. Der 32-Jährige verkörperte ihn am 18. Januar 1962, vier Jahre vor seinem frühen Tod, im Münchner Prinzregententheater mit dem spannungsvoll musizierenden Bayerischen Staatsorchester unter Meinhard von Zallinger.
Keine Patina
Wunderlich verzaubert bereits mit den ersten Tönen: Trotz der damals üblichen deutschen Übersetzung verströmt er feinsten italienischen Belcanto, der keine Patina angesetzt hat. Jeder Ton und jede Phrase wird von seinem so unverkennbar kostbar klingenden, ungemein ausdrucksvollen Timbre und einer subtilen Musikalität geprägt.
Hervorragend besetzt
Hervorragend besetzt sind auch die tieferen Männerstimmen: Doktor Malatesta mit dem erst 27-jährigen, sehr natürlich agierender Bariton Raimund Grumbach; der reife, knorrige Pasquale mit dem berühmten Bassisten Kurt Böhme. Der will noch einmal eine junge Frau heiraten, um seinen Neffen zu düpieren, der die vorgesehene reiche Partie zugunsten der armen Norina ausschlägt. Dafür soll er enterbt werden, doch eine von allen gesponnene Intrige spielt dem alten Mann übel mit.
Bewundernswert hoher Sopran
Der helle, schnell vibrierende, dabei gleichwohl bewunderswert agile hohe Sopran von Erika Köth als Norina wirkt in Gesangsstil und Ausdruck zwar heute etwas antiquiert, doch das mindert Wert und Qualität dieser raren Entdeckung keineswegs.