Giorgio Strehler

Hoher ästhe­ti­scher Wert

von Walter Weidringer

4. März 2020

Giorgio Strehlers Inszenierung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ gibt es zum 20. Todestag des Theatermachers in einer Wiederaufführung an der Mailänder Scala auf zwei DVDs zu sehen.

20 Jahre nach dem Tod des großen Thea­ter­ma­chers Giorgio Strehler und zehn Jahre nach dem Tod seines Ausstat­ters Luciano Damiani ließ die Scala 2017 jene Entfüh­rung wieder aufleben, mit der Strehler 1965 bei den Salz­burger Fest­spielen (u.a. mit Fritz Wunder­lich) für Furore gesorgt hatte: Die aufge­schlos­senen Kritiker feierten damals den Charme und die Grazie seiner Deutung aus dem Geist einer Goldoni-Komödie – mit einer Mischung aus Papier- und Mario­net­ten­theater sowie reiz­vollen Sche­ren­schnitt­wir­kungen. Die Mailänder Neuein­stu­die­rung bleibt zumal in den Dialogen um Nuancen zu steif, aber der hohe ästhe­ti­sche Wert der Produk­tion lässt den dama­ligen Erfolg begreifen. Das Ensemble domi­nieren die in den Kolo­ra­turen souve­räne, reif tönende als Konstanze und die stimm­lich schlanke als Blond­chen. Als einzige „Origi­nal­be­set­zung“ von 1965 stand noch zur Verfü­gung, der vermut­lich annä­hernd so musi­zieren lässt wie damals an der Salzach vor der Origi­nal­klang-Revo­lu­tion: nobel, rund und gemessen.