Beat Furrer, Olga Neuwirth, Samir Odeh-Tamimi u. a.
Musik der Konfrontation
von Ruth Renée Reif
21. Januar 2022
Beat Furrer, Olga Neuwirth u.a. nehmen die von Jani Christou hinterlassenen „Reenactments“ zur Grundlage ihrer musiktheatralischer Kompositionen unter dem Titel „Once to be realised“.
Als Ritual wollte Jani Christou seine Musik verstanden wissen. Sie sollte den Menschen den Zugang zur transzendenten Realität der Archetypen ermöglichen. In den letzten vier Jahren seines Lebens befasste er sich mit einer Reihe von Musiktheaterstücken, die er als „Reenactments“ bezeichnete. Nach seinem frühen Tod 1970 mit 44 Jahren bei einem Autounfall in Athen fanden sich in seinem Archiv etwa 120 unvollendete und drei vollendete Entwürfe dazu. Zwei davon waren 1968 im Druck erschienen. Eines bezieht sich auf einen Wächter im Palast von Agamemnon, der jahrelang voller Angst auf ein Signal wartet, das die Eroberung Trojas meldet. Im anderen versucht ein Pianist in panischer Angst vergeblich, mit seinem Instrument Kontakt aufzunehmen.
Christou verwirklichte damit sein Ideal einer „Musik der Konfrontation“ und thematisierte die Panik als Grundbefindlichkeit menschlichen Daseins. Knapp 50 Jahre lang waren die skizzierten Reenactments unzugänglich. Unter dem Titel Once to be realised wurden sie ihm Rahmen der 17. Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater, die sich durch die Pandemie zu einem dynamischen Festival entwickelte, Grundlage eines neuen Musiktheaters. Die Komponisten Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff setzten sich kompositorisch mit ihnen auseinander. Michail Marmarinos bringt sie an der Deutschen Oper Berlin auf die Bühne. Die musikalische Leitung hat Cordula Bürgi.
Weitere Informationen zu den Aufführungen von Once to be realised am 25., 26. und 27. Januar 2022 an der Deutschen Oper Berlin unter: www.deutscheoperberlin.de