Jean Muller
Große Kunst
28. April 2021
Jean Muller wendet sich im dritten Teil seiner Einspielungen von Mozarts Sonaten den Kindersonaten zu.
„Für Kinder zu leicht – aber für Erwachsene zu schwer“. Dieser Artur Schnabel zugeschriebene Satz bringt das über Jahrhunderte anhaltende Dilemma vieler Klaviersonaten Mozarts auf dem Punkt. Zu harmlos, zu „unbedeutend“ wirkten sie auf viele, weshalb sie – mit wenigen Ausnahmen – auch nicht zur (Pianisten) Heroenverehrung taugten wie etwa die von Beethoven. Als hätte es Mozart geahnt: Ausgerechnet seine wohl berühmteste Sonate nannte er „Sonata facile“. Doch wer sich an KV 545 ausprobiert merkt rasch: „Wahrlich alles andere als leicht“, wie es der luxemburgische Pianist Jean Muller im Booklet seufzend auf den Punkt brachte.
Muller, der einst Physiker werden wollte, geht Melodien und Etüden-Läufe mit fast mathematischer Präzision an – ohne die geringste Unregelmäßigkeit. Zugleich überlässt er die Musik ihrem natürlichen Lauf, ohne sie in „Spieldosen Manier“ mechanisch motorisch abrollen zu lassen. Ganz große Kunst! Auch bei den anderen Sonaten auf der dritten CD seiner fünfteiligen Serie mit Mozart-Sonaten behält man – trotz ihres unterschiedlichen Charakters – das Gefühl bei, es gehe alles wie selbstverständlich zu und könne gar nicht anders sein.