Júlia Várady

Ausdrucks­stark

von Walter Weidringer

26. September 2021

Leuchtender Sopran! Júlia Várady als Solistin in Verdis „Messa da Requiem“ – eine historische Aufnahme aus dem ORF-Archiv.

Immer mehr Schätze werden aus dem ORF-Archiv gehoben, zumal mit dem haus­ei­genen Klang­körper, der heute als ORF Radio-Sympho­nie­or­chester firmiert und von 1975 bis 1982 Leif Seger­stam zum Chef­di­ri­genten hatte. Aus dieser Zeit stammt dieser Live-Mitschnitt, entstanden in der Stifts­kirche Herzo­gen­burg. Die dortige Akustik hat den dama­ligen Aufnah­me­leiter vor einige Probleme gestellt, man merkt es an den immer wieder zurück gere­gelten Spitzen.

Muss man also im Klang­bild Abstriche machen, entschä­digt der bereits histo­ri­sche Wert dieses Doku­ments, vor allem, was die Solis­tinnen anlangt: voll­bringt wahre Ausdrucks­wunder mit souve­ränem-inten­sivem Vortrag in allen Lagen und einem Höhen­strahl, der vom Pianis­simo bis zum Fortis­simo glei­cher­maßen leuchtet. Alex­an­drina Milcheva verfügt eben­falls über eine breite stimm­liche Palette und weiß sich der Varady in den Duetten klang­lich wunderbar anzu­schmiegen. Alberto Cupido und Nicola Ghiuselev ergänzen das Solis­ten­quar­tett, der eine mit etwas durch­drin­gendem, aber stets sicherem Tenor, der andere mit etwas dröh­nender Bass-Auto­rität. Seger­stam hält mit den tadel­losen Kräften von Chor und Orchester des ORF die Mitte zwischen Innig­keit und Dramatik, erha­bener Strenge und flehenden Kanti­lenen.

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Júlia Várady im Gespräch anlässlich ihres 80. Geburtstag: CRESCENDO.DE

Fotos: Anne Kirchbach