Katharina Thalbach

Klang­volle Rachefan­ta­sien

von Anna Schors

14. April 2021

Katharina Thalbach leiht der mythenumrankte Rächerin Medea in Georg Anton Bendas Melodram ihre Stimme für ein eindringliches Psychogramm.

Zwar haben Medeas Zauber­kräfte dem geliebten Jason einst das goldene Vlies erstritten, doch wurde ihm seine willens­starke Braut bald zu unbe­quem. Kurzer­hand ersetzte er sie durch eine andere. Die Musik des Mozart-Zeit­ge­nossen Georg Anton Benda und Fried­rich Wilhelm Gotters Libretto leuchten die wider­strei­tenden Emotionen der Versto­ßenen farben­reich aus: In dyna­mi­schem Wech­sel­spiel mit dem Orchester fleht Medea mal zärt­lich um Liebe, schäumt vor Eifer­sucht und trium­phiert verzwei­felt über den treu­losen Jason, indem sie die gemein­samen Kinder ermordet. Nicht nur der tragi­schen Anti­heldin, sondern auch den Neben­rollen leiht ihre prägnante Stimme. An manchen Stellen sind die unter­schied­li­chen Charak­tere für das unge­übte Ohr nicht leicht ausein­ander zu halten. Doch sind die Kontraste zwischen kind­li­cher Verzagt­heit und blinder Raserei ein echter Hörge­nuss. Thal­bachs unver­wech­sel­barer Stimm­klang ergibt mit dem Orches­ter­klang, der bei aller Dramatik mit schwe­bend klas­si­scher Eleganz daher­kommt, ein eindring­li­ches Psycho­gramm.