Kevin John Edusei
Missing Link
6. August 2020
Kevin John Edusei und die Münchner Symphoniker vermitteln mit den Einspielungen von Schuberts frühen Sinfonien Einblicke in dessen Kompositionswerkstatt.
Dass Franz Schubert neben der „Unvollendeten“ und der „Großen“ in C‑Dur nicht nur sechs Jugendsinfonien geschrieben hat – die einst Brahms gar nicht veröffentlicht wissen wollte und für die auch ein Karajan erst nach langem Zögern ins Plattenstudio ging –, sondern dass man ihn als Sinfoniker ohne die Kenntnis der wichtigen Fragmente dieser Gattung gar nicht erfassen kann, hat sich in der jüngeren Generation schon herumgesprochen. Kevin John Edusei bereichert seine entstehende Gesamteinspielung des Zyklus mit den Münchner Symphonikern durch diese teils fantastischen Einblicke in die Komponistenwerkstatt. Dabei kann im Falle der Sinfonie E‑Dur D 729 des 24-Jährigen von einem Fragment gar nicht die Rede sein: Jeder Takt ist im Entwurf vorhanden.
Edusei wählte die Instrumentierung von Brian Newbould – und deutet sie, wie auch die Dritte, als Werke des Aufbruchs in neue Gefilde. Das klingt nicht nur im Booklet plausibel, sondern auch auf der CD. Die Dritte wird dabei weder verharmlost noch aufgeblasen: Die Münchner erfreuen mit Spielwitz, einer Prise Frechheit und pubertären Kanten. Und die E‑Dur-Sinfonie mit ihren reichen Farb- und Stimmungsschattierungen entpuppt sich auf Schritt und Tritt als faszinierendes Missing Link zur „Großen“ in C‑Dur und das mit der größten Bläserbesetzung aller Schubert-Sinfonien – vier statt zwei Hörner nebst Posaunen.