KharkivMusicFest
»Wir dürfen unsere Kultur nicht verlieren!«
von Ruth Renée Reif
26. März 2022
Das KharkivMusicFest setzte im März 2022 mit Auftritten in der U-Bahn und einem Bunker in Charkiw ein Zeichen der Kraft und der Solidarität und lässt in der zerstörten Stadt klassische Musik erklingen.
Auf dem Bahnsteig der U‑Bahn-Station „Historisches Museum“ von Charkiw fand soeben die Eröffnung des KharkivMusicFests 2022 statt. Vitali Alekseenok, der künstlerische Leiter des Festivals, wollte, dass das Festival trotz des Krieges und der Zerstörungen stattfinden kann.
„Wir dürfen unsere Kultur nicht verlieren“, betonte Alekseenok. Mit dem Festival im Namen des Friedens wolle er ein Zeichen der Kraft und der Solidarität mit den Menschen der Ukraine setzen.
Zu den mitwirkenden Musikern gehören die Geiger Olga Pishchita und Stanislav Kucherenk, die Bratschistin Tatiana Zhuk, der Cellist Denis Karachevtsev und der Kontrabassist Sergiy Dikarev. Gespielt wurden Werke von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, Antonín Dvořák und des 2020 verstorbenen ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk.
Das Festival war ins Leben gerufen worden, um musikalisch und kulturell eine Brücke zu schlagen zwischen der Ost- und der Westukraine, zwischen der Ukraine und Westeuropa. Mit einem Soloauftritt des Pianisten Lucas Debargue hätte am heutigen Samstag das Eröffnungskonzert stattfinden sollen. Weitere Konzerte mit Künstlern aus Westeuropa und der Ukraine standen auf dem Programm. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verhinderte die geplante Durchführung. Dennoch wollten die Musiker spielen. Ein weiteres Konzert findet am Nachmittag des 26. März in einem Bunker der Stadt statt.
Vitali Alekseenok, 1991 im belarusischen Wilejka geboren, ist seit der Spielzeit 2017⁄18 Dirigent und musikalischer Leiter des Abaco-Orchesters der Universität München. Als Preisträger des MDR Dirigierwettbewerbes 2018 dirigierte er bereits das MDR Sinfonieorchester, die Lucerne Festival Strings, die Staatskapelle Weimar u.a. Im Opernbereich arbeitete er als Dirigent, Assistent und Studienleiter an musikalischen Institutionen wie dem Theater an der Wien, der Bayerischen Staatsoper, dem Teatre del Liceu Barcelona, der Oper Graz und dem Deutschen Nationaltheater Weimar. Als Gründer und künstlerischer Leiter des ensemble paradigme bringt er Werke von Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts zur Aufführung.
Zu den Wahlen im August 2020 flog er nach Minsk, um seine Stimme abzugeben und beteiligte sich an den Protesten, als Aljaksandr Lukaschenka den Wahlsieg für sich beanspruchte. In seinem Buch „Die weißen Tage von Minsk. Unser Traum von einem freien Belarus“ schildert er die Welle der Solidarität, die das Land erfasste, aber auch die brutale Antwort des Regimes.
Weitere Informationen zum KharkivMusicFest und was hätte sein sollen unter: kharkivmusicfest.com