Kirill Karabits
Berührende Momente
von Jens Laurson
31. März 2020
Kirill Karabits setzt sich am Pult der Staatskapelle Weimar mit den sinfonischen Dichtungen Franz Liszts auseinander.
Es ist immer wieder überraschend, wie langweilig die sinfonischen Dichtungen Franz Liszts sind und wie effektiv, berührend und genial einzelne Momente darin. Die Dante-Sinfonie ist so ein Fall. Im Inferno vulgär, aber aufregend, dann stark nachlassend, aber nicht ohne genialen Einsatz eines Knabenchores im Schluss. Nun spielen Kirill Karabits und sein Weimarer Orchester Liszt freilich nicht besser, nur weil selbiger dort gewirkt hat. Was die gut zusammengestellten Aufnahmen in deren Liszt-Reihe aber ausmacht, ist die Kombination von noch nicht aufgenommenen Raritäten und andererseits das feine Bemühen, Liszt nicht im Sumpf großromantischen Bombasts untergehen zu lassen. Das klappt hervorragend im Künstlerfestzug zur Schillerfeier, der Gelegenheitskomposition zum 100. Geburtstag des großen Dichters. Dazu wiederum passt Tasso: Klage und Triumph, die zu Goethes 100. Geburtstag uraufgeführte Tondichtung (die in ihrer Urform eine Ouvertüre zu Goethes Schauspiel war).
Dirigiert die Staatskapelle Weimar: Kirill Karabits
Ganz aus einem Guss dirigiert Karabits gerade dieses recht effektive Stück; das muss sich auch nicht vor den Referenzaufnahmen von Joó Árpád und Rafael Frühbeck de Burgos verstecken. Nur im Dante’schen Inferno, wo Bombast und Biss gefragt sind, wünscht man sich Barenboim. Dafür ist man ob des strafferen Purgatorio (und der guten Aufnahmequalität) dankbar.