Konstantin Wecker
»Ich bin Melodiker«
von Maria Goeth
8. Februar 2018
Das Multitalent Konstantin Wecker ist nicht nur als – gerne politischer – Liedermacher berühmt, er komponierte auch die Musik zu zahllosen Filmen, etwa zu Michael Verhoevens »Die weiße Rose«, Margarethe von Trottas »Mit fünfzig küssen Männer anders« oder Helmut Dietls »schtonk!«.
CRESCENDO, Herr Wecker, wie sieht Ihr aktuelles Projekt aus?
KONSTANTIN WECKER: Im Februar gibt es im Münchner Gärtnerplatztheater einen literarisch-musikalischen Abend „Der Klang der ungespielten Töne“ zu meinem gleichnamigen Roman. An einer Filmmusik arbeite ich momentan nicht.
Was kann eine perfekte Filmmusik leisten?
Sie kann und soll ein Gefühl miterzeugen. Musik ist wie die Poesie eine nonrationale Sprache. Sie kann bewirken, dass ein Thema noch mehr in die Herzen und Seelen der Menschen hineintransportiert wird. Ein großes Vorbild für mich ist Nino Rota, der mit Fellini in perfektem Zusammenklang von Bilderwelt und Musik Meisterwerke wie La Strada oder Casanova geschaffen hat. Das ist fast wie in der Oper!
Was ist das Charakteristische an Ihrer Filmmusik?
Ich bin Melodiker! Es gibt viele Regisseure, die eigentlich gar keine Melodie, sondern dramaturgische und rhythmische Effekte oder Clusterklänge wollen. Ich hingegen sitze schon beim ersten Sehen des Filmes im Beisein des Regisseurs am Klavier und spiele Melodien mit, die in fast allen Fällen dann auch in die weitere Bearbeitung einfließen.
Highlights?
Helmut Dietl habe ich schon sehr geschätzt. Als er mich fragte, ob ich die Filmmusik zu Kir Royal machen wolle, bin ich vor Freude hochgehüpft. Oft sagte er: „Das ist nicht witzig!“ Er meinte nicht, dass die Musik witzig, sondern der Zusammenklang von Bild und Musik spannend sein soll. Beim Film Schtonk! sieht man zum Beispiel den Führerbunker in Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Ich habe mich sehr bemüht, etwas dafür zu finden. Am Ende hat er sich für Davon geht die Welt nicht unter von Zarah Leander entschieden.
Ihr Alptraum?
Bei ein paar Projekten, die ich nicht nennen will, habe ich mich schon gefragt: „Warum habe ich zu diesem komischen Film die Musik gemacht?“ Oft lag das nicht an den Regisseuren, sondern an dem Wahn, den öffentlich-rechtliche Anstalten haben, unbedingt Quote machen zu müssen. Das ist der Tod jeder Kunst!
Ihr persönlicher Lieblingsfilm?
Schtonk!, das ist die beste Komödie nach dem Krieg.
Was hören Sie abends zu einem Glas Wein?
Durch meinen Vater, der Opernsänger war, bin ich mit Verdi, Puccini, Mozart, Schubert und Schumann groß geworden. Im Herzen bin ich der Klassik treu geblieben. Am meisten verehre ich Mozart. Wenn du traurig bist, macht er dich froh, wenn du froh bist, macht er dich noch froher – das ist für mich wie ein Wunder! Außerdem bin ich bekennender Puccinist: Tosca ist die beste Oper, die jemals geschrieben wurde.