Kristjan Järvi
Klanggewordene Seelenräume
24. September 2020
Kristjan Järvi entwirft auf dem Album „Nordic Escapes“ mit seinen Kompositionen suggestive Klangräume.
Der in minimalistisches Schwarz gekleidete Dirigent posiert mit blanken Tierschädeln inmitten eines magischen Zirkels, dazu Fotos nordischer Landschaften von rauer und irrealer Schönheit, geheimnisvoller Schauplatz von Sagen und Mythen – viel stilvoller lässt sich ein CD-Booklet kaum gestalten. Nun möchte Kristjan Järvi, jüngster Spross der berühmten estnischen Dirigenten-Dynastie, seine Musik nicht einfach als Natur, die man hören kann, verstanden wissen, sondern als klanggewordene Seelenräume, als eine Reise ins Innere, die von Polarlichtern und kurzen Sommern und von einem „Nebula“ genannten Schleier des Bewusstseins erzählt; zugleich der Titel des zentralen Satzes von „Nordic Escapes“.
Sinnliche Kraft und Vitalität
Das mag auf den ersten Blick esoterisch anmuten, die Musik selbst entfaltet jedoch eine ungemein sinnliche Kraft und Vitalität. Reminiszenzen an Arvo Pärt, Sibelius und die New Classics eines Vangelis oder Max Richter sind unverkennbar. Doch entwickelt Järvi auch als Komponist ein eigenes Profil, entwirft suggestive Klangräume, verbindet das klassische Orchester gekonnt mit elektronischen Klängen und setzt mit den Soli von Geige und Posaune, Glocken und Vokalisen reizvolle Akzente. Eine ungewöhnliche und sehr suggestive CD, eine Seelenreise, für die man sich Zeit nehmen sollte.