Bergen, 10.08.2022 Leif Ove Andsnes.
Photo: Helge Hansen / Sony Music Entertainment

Leif Ove Andsnes

Stim­mungs­bilder

von Jens Laurson

14. April 2023

Leif Ove Andsnes erweckt auf seinem Album den vergessenen Klavierzyklus »Poetische Stimmungsbilder« von Antonín Dvořák zu neuem musikalischen Leben.

, der schon vor über zwei Jahr­zehnten auf dem weiter andau­ernden Höhe­punkt seiner Karriere war, ist gera­dezu unbe­merkt zu einer pianis­ti­schen Gali­ons­figur unserer Zeit geworden. Ein edler Tasten­for­scher mit mehr Tief­gang als Bravura-Atti­tüde; geschätzt von der Kritik und gleichsam populär. Der dieser Gene­ra­tion? Mit seinem Album widmet Andsnes sich den Poeti­schen Stim­mungs­bil­dern (Poetické nálady) op. 85 von , einem unter dem Radar flie­genden, aber, wie sich heraus­stellt, hervor­ra­genden Klavier­zy­klus, der jegliche ihm zukom­mende Aufmerk­sam­keit verdient.

Leif Ove Andsnes gibt Einblick in sein Album und spielt Bacchanalia aus Antonín Dvořáks Poeti­schen Stim­mungs­bil­dern

Andsnes« Spiel ist ein liebe­volles Schlen­dern, das auch gut zu Gesicht stehen würde, und er strahlt eine diesem Werk sehr zuträg­liche innere Ruhe auch in den ober­fläch­lich wilden Momenten dieser drei­zehn Stücke aus. Dabei gibt es weder akus­ti­sche „Dvořá­kismen“ noch Epigo­nales: Es hat seinen eigenen Charakter in einem gene­rellen Umfeld von Chopin, Grieg, Debussy, und even­tuell noch Schu­mann. (Und nichts von Brahms.)

Bei so vielen unbe­kannten Werken großer Kompo­nisten, deren konvul­siver, ewiger Wieder­ent­de­ckung wir (zu Recht) ausge­setzt sind, nur um beru­higt wieder den Deckel d’rauf zu machen, für die nächsten 15 Jahre, sind die Dvořák’schen Stim­mungs­bilder, auch wenn sie es nicht ins Reper­toire schaffen, ein reiner Hörge­winn. Eignung für ein spät­abend­li­ches Rate-den-Kompo­nisten Gesell­schafts­spiel unter Gleich­ge­sinnten: 10/10!

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Auftrittstermine und weitere Informationen zum dem Pianisten Leif Ove Andsnes: leifoveandsnes.com

Fotos: Helge Hansen / Sony