Debargue & Kremer
Authentisch
18. Oktober 2021
Pianistische Eleganz! Lucas Debargue und Gidon Kremer bescheren mit ihrem Album „Zal“ eine Wiederentdeckung des Komponisten Miłosz Magin.
Der polnische Begriff ‚żal‘, den einst schon Ewa Kupiec für ein Chopin-Album gewählt hatte, ist vielleicht am ehesten mit dem rumänischen ‚dor‘ zu vergleichen, das eine Art unergründliche Wehmut, ein nostalgisches Sehnen nach Heimat und Ferne zugleich symbolisiert. Ich kannte Miłosz Magin (1929–1999), den Mentor der Lehrerin von Lucas Debargue, nur als zauberhaften Chopin-Pianisten und bin überrascht von der durchgehend hohen, in unprätentiöser Traditionsliebe eigenständigen Qualität seiner Musik: ein Klavierkonzert mit Streichern, Pauken und Schlagzeug (1970), das wunderbar neben Schostakowitsch gespielt werden kann und mit seinen Kontrasten zwischen (gelegentlich jazzig groovender) virtuoser Wildheit und innig choralhaftem Versenken fesselt; ein aus dem Boden polnischer Folklore sich transformierendes Violinkonzert mit Streichern und Pauken (1975), das tanzt und betet; ein instrumental die Klage sublimierendes Stabat Mater. Das natürlich Musikantische vereint sich mit echter Inspiration. Dazwischen träumerische Vocalisen, von Gidon Kremer und Debargue transkribiert. Die beiden Solisten treffen den Kern der Sache, die Kremerata Baltica spielt mit innerer Wachheit – eine auch aufnahmetechnisch bestechende, geistvoll authentische Entdeckung.