Marc Minkowski

Seeli­sche Tiefen­schärfe

von Teresa Pieschacón Raphael

23. Februar 2022

Junger Mozart! Marc Minkowski leitet Les Musiciens du Louvre bei der Aufnahme von „Mitrate, Re di Ponto“. Mit dem Star-Trio französischer Sopranistinnen Sabine Devieilhe, Julie Fuchs und Elsa Dreisig.

Im März 1770 erhält der 14-jährige Mozart die Scrit­tura, eine Opera Seria für das Mailänder Theater zu kompo­nieren. Die Gage beträgt 100 Gold­gulden. Ende Juli erst bekommt er das Text­buch. Die Rezi­ta­tive für die ersten Proben schafft er in drei Wochen, auch wenn er am 20. Oktober 1770 stöhnt: „Die finger thuen sehr weh von so viel Reci­tativ schreiben.“ Was der Junge nicht ahnt: Die Arien müssen passend „wie ein Kleid“ auf die Sänger zuge­schnitten werden. Und bei all den Drama­queens am Theater… Je drei Ände­rungen verlangten die Damen Aspasia und Sifare.

Titel­held Mitri­date, auf der Bühne König von Pontus, Wider­sa­cher des römi­schen Impe­riums, erweist sich auch vor dem Teen­ager-Kompo­nisten als Despot. Vier verschie­dene Verto­nungen der Eingangs­arie Se di lauri lehnt er ab. Zicke­reien gibt es bei Marc Minkow­skis Sängern nicht, statt­dessen seeli­sche Tiefen­schärfe bei den Affekten – vor allem von , einem erfah­renen Mitri­dates. Keines­wegs routi­niert klingen auch , obwohl sie die Oper seit Jahr­zehnten im Reper­toire haben.