Marlis Petersen

„Wir heißen euch hoffen“

von Julia Hartel

16. Oktober 2020

Marlis Petersen besingt auf „Dimensionen – Mensch & Lied“ die Vision von einer gemeinsam gestalteten Zukunft in Frieden und Freiheit.

Als „Trilogie“ war die viel­ge­lobte CD-Reihe „Dimen­sionen“ von bislang bekannt. Nach „Welt“, „Anders­welt“ und „Innen­welt“ hat die Sopra­nistin jetzt mit „Neue Welt“ noch eine weitere Dimen­sion eröffnet; in der Viererbox „Mensch & Lied“ werden alle Teile vereint. Was sich als roter Faden durch das neueste Album zieht, ist die Vision von einer gemeinsam gestal­teten, lebens­werten Zukunft in Frieden und Frei­heit. Dass Petersen die Lieder von Mozart, Strauss, Mahler, Wolf und anderen wieder musi­ka­lisch perfekt darbietet, wäre schon Grund genug für eine Empfeh­lung. Hinzu kommt aber, dass man ihr auch noch jedes Wort glaubt.

Eindring­lich gibt sie in Hans Sommers Symbolum Auffor­de­rungen Goethes weiter, die ausge­spro­chen gut in die heutige Zeit zu passen scheinen: „Versäumt nicht zu üben / Die Kräfte des Guten“, heißt es da, und: „Wir heißen euch hoffen.“ In die gleiche Rich­tung geht der packende Track Die Welt verän­dern wir von und Johannes R. Becher, deren Botschaft der Pianist Stephan Matthias Lade­mann über die Klavier­tasten mit einigen zusätz­li­chen Ausru­fe­zei­chen zu versehen scheint (span­nend hier übri­gens auch die verdop­pelte Sing­stimme im Refrain). Und spätes­tens bei der hoff­nungs­vollen Bitte um ruhigen Schlaf für den „kranken Nach­barn“ im abschlie­ßenden Der Mond ist aufge­gangen wird klar, warum sich dieses Album so beson­ders aktuell anfühlt.