Matthias Brandt

Kraft ohne Pathos

von Walter Weidringer

1. April 2019

Keine Hörspiel-Kurz­fas­sung, sondern eher eine neue, freier asso­zi­ie­rende Verbin­dung von Beet­ho­vens Schau­spiel­musik mit Goethes Frei­heits­drama Egmont ist hier zu erleben – und trotz Studio­be­din­gungen stellt sich so etwas wie Thea­ter­at­mo­sphäre ein. verschießt mit dem histo­risch infor­miert spie­lenden Beet­hoven Orchester nicht alles Pulver schon in der Ouver­türe, sondern spannt einen Bogen: in nie verschleppten Tempi, mit guter Klang­ba­lance und leben­digen, dyna­misch diffe­ren­zierten Details. verleiht dem Klär­chen kämp­fe­ri­schen Mut, und lässt das Helden­pa­thos hinter sich, das anno dazumal ein Klaus­jürgen Wussow (unter Szell) donnern ließ: Er bewegt statt­dessen als intel­lek­tu­eller und zugleich mensch­lich nahbarer Egmont – wobei die kluge Text­aus­wahl über dessen Partie hinaus­geht: „Ein Volk wird nicht alt, nicht klug, ein Volk bleibt immer kindisch.“