MDR-Sinfonieorchester Leipzig
Beeindruckende Entdeckung
von Roland H. Dippel
5. November 2019
Das MDR-Sinfonieorchester Leipzig unter Jürgen Bruns hebt mit der „Leipziger Sinfonie“ und anderen Kompositionen Hanns Eisler wieder ins Gedächtnis.
Diese CD ist fast ein Muss, denn Hanns Eislers Filmmusiken und sinfonischen Derivate daraus schlagen Brücken zwischen konträren Politsystemen, kulturellen Strömungen und musikalischen Klangsprachen des 20. Jahrhunderts. Am Beginn steht Eislers als Fragment hinterlassene, später von Tilo Medek vollendete und in dieser Gestalt am 8. Oktober 1998 im Gewandhaus uraufgeführte Leipziger Sinfonie.
Eislers Musik schärfte sich an Arbeiten für den amerikanischen und den französischen Film nicht minder als im von ihm entscheidend beeinflussten Musikleben der DDR, mit der ihn eine an Widersprüchen reiche und spannungsgeladene Beziehung verband. Beide Klangkörper wollten das nicht nur brillant überflügeln: Unter Jürgen Bruns klingt Eisler so schroff und Prokofieff-nah wie selten. Anscheinend klar deutbare Klangpartikel umhüllen andere Sinnebenen wie ein Panzer. Eine durch strukturierte Wildheit beeindruckende Entdeckung.