Christian Brückner
Poetische Jamsession
von Anna Schors
6. November 2021
Michael Wollny und Christian Brückner lassen Heinrich Heines zeitlose Lyrik auf dem Album „Traumbilder“ neu erklingen.
Virtuoses Klavierspiel und deutsche Lyrik gehören spätestens seit der Blütezeit des Kunstliedes im 19. Jahrhundert fest zusammen. Kaum wegzudenken aus dieser Tradition ist der Dichter Heinrich Heine. Seine sehnsüchtigen und zugleich ironischen Verse besingen eine romantische Utopie, die ihre Unschuld verloren hat.
Christian Brückner und Michael Wollny widmen ihr Album „Traumbilder“ dem Erbe dieses gekränkten Idyllikers. Das Besondere daran: Jede der 24 Miniaturen ist aus der freien Improvisation entstanden und wurde in maximal zwei Takes eingespielt. Wollnys fantasievolles und spontanes Spiel deutet die Gefühlswelt Heines mit all ihren Zwischentönen sensibel aus: Mal flirrend, mal schwermütig, mal trotzig greift er in die Tasten.
In Brückners Rezitation von Klassikern wie Denk ich an Deutschland in der Nacht schwingen Lebenserfahrung und Wehmut mit. Unwillkürlich denkt man an eine verrauchte Kneipe, deren Barkeeper von den Höhen und Tiefen eines langen Lebens berichtet. So gelingt dem Duo Wollny und Brückner eine moderne Interpretation zeitloser Poesie.