Milva
„Mehr Erfolge als Niederlagen“
von Ruth Renée Reif
24. April 2021
Milva starb im Alter von 81 Jahren in Mailand. Die Schauspielerin und Sängerin stand 52 Jahre auf der Bühne.
Milva sang an Giorgio Strehlers Piccolo Teatro in Mailand, an der Mailänder Scala, an der Pariser Oper, und sie trat mit den Berliner Philharmonikern auf. Als 2010 gesundheitliche Probleme sie zwangen, von der Bühne abzutreten, konnte sie auf eine über 50-jährige Karriere zurückblicken.
Bereits 1992 hatte Milva im Rahmen einer Tournee ihren Abschied von den „Stationen einer Karriere“ genommen. Doch nach einer Zeit tiefster Depression war sie 1994 „atemberaubend virtuos“ auf die Bühnen der Welt zurückgekehrt. Noch im gleichen Jahr nahm sie ein Album mit vorwiegend klassischen Arien auf, bereiste Japan mit einer Hommage an Edith Piaf, konzertierte in Griechenland mit Liedern von Mikroutsikos und sang in Deutschland Lieder zwischen den Kriegen. 2002 hatte sie unter dem Titel „Milva – Gestern und Heute“ im Rahmen einer großen Deutschland-Tournee mit dem Orchestra di Padova edel Veneto Highlights aus ihrer vierzigjährigen Karriere vorgestellt.
Pantera di Goro und Milva, la Rossa
Als „Milva, la Rossa“ bezeichnete sie sich selbst. 1939 in Goro bei Ferrara geboren, begann Milva, die mit bürgerlichem Namen Maria Ilva Biolcati hieß, 1960 „mit leuchtender Löwenmähne und gebieterischer Stimmkraft“ als „pantera di Goro“ ihre Karriere. Bereits im Jahr darauf gab sie in La bellezza di Ippoleta ihr Debüt als Filmschauspielerin. Mitte der 1960er-Jahre holte Giorgio Strehler sie an das von ihm gegründete Piccolo Teatro in Mailand, wo sie in seiner Inszenierung der Dreigroschenoper als Seeräuber-Jenny auf der Bühne stand.
Lieder von Bertolt Brecht und Mikis Theodorakis dominierten lange Zeit ihr Repertoire. In der römischen Akademia Naziortale di Santa Cecilia interpretierte sie Brechts Sieben Todsünden und im Pariser Olympia in der Revue Ternpi Moderni Songs von Brecht bis Gershwin. 1982 sang sie an der Mailänder Scala und der Pariser Oper in Luciano Berios zweiaktiger Oper La uera storia.
Deutschland blieb für Milva immer erste Wahl bei Konzerten. Deutsch sei ihre zweite Muttersprache geworden, obwohl sie es nicht beherrsche, sagte sie einmal. Mehrfach unternahm sie in den 1980er-Jahren ausgedehnte Tourneen durch deutsche Städte. Die Lieder für ihr Album „Ein Kommen und Gehen“, das 1990 herauskam, ließ sie sich fast ausschließlich von deutschen Musikern wie Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Peter Maffay schreiben. Als Höhepunkt ihrer Karriere nannte sie ein Brecht-Konzert mit den Berliner-Philharmonikern 1990. Über ihre Karriere sei sie sehr glücklich: „Ich habe mehr Erfolge als Niederlagen erlebt.“