Daniel Hope trifft Dr. Felix Klein

Mit Musik gegen ­Anti­se­mi­tismus

von Daniel Hope

7. Juni 2018

Musik ist ein hervorragendes Medium der Diplomatie! Daniel Hope im Gespräch mit Dr. Felix Klein, dem neuen Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung.

Musik ist ein hervor­ra­gendes Medium der Diplo­matie! Daniel Hope im Gespräch mit Dr. Felix Klein, dem neuen Anti­se­mi­tismus-Beauf­tragten der Bundes­re­gie­rung.

Daniel Hope: Felix, nach vielen Jahren im diplo­ma­ti­schen Dienst kommt als Anti­se­mi­tismus-Beauf­tragter nun eine sehr große Aufgabe auf dich zu.

Dr. : Ja, ich werde stärker Anwalt sein müssen, auch Mahner, um anti­se­mi­ti­sche Vorfälle anzu­klagen. Aber ich bin auch Beauf­tragter für jüdi­sches Leben, das ist der erste Teil meines Postens. In diesem Zusam­men­hang möchte ich sehr gerne auch die Musik zur Geltung bringen. Ich möchte der Öffent­lich­keit in noch stärker vor Augen führen, wie viele groß­ar­tige Kompo­nisten mit jüdi­schem Hinter­grund es gibt. Da gibt es weit mehr als den immer zitierten , eine Viel­zahl von jüdi­schen Kompo­nisten mit reich­hal­tigen Werken, in denen tatsäch­lich auch jüdi­sche Musik aufge­griffen wird. Ich möchte Sympa­thie für jüdi­sches Leben in Deutsch­land erzeugen, gerade mithilfe der Musik!

Wie siehst du die Debatte um die Abschaf­fung des ECHO nach 26 Jahren?

Ich finde die Entschei­dung gut und begrüße sie sehr. Der ganze Vorgang zeigt, dass bestimmte grund­le­gende Reflexe in unserer Zeit dann doch ganz gut funk­tio­nieren, dass man mit öffent­li­chem Druck etwas verän­dern kann. Kommer­zi­elle Gesichts­punkte reichen nicht aus. Es gibt Grenzen da, wo es Gefühle gibt! Ich begrüße in dieser Ange­le­gen­heit auch sehr die Rolle der Medien, die den notwen­digen Druck aufge­baut haben. Ich wünsche der Musik­in­dus­trie weiter gute Geschäfte, aber es gibt Grenzen. Diese sind einge­for­dert und nun auch umge­setzt worden! Das macht mir Hoff­nung!

Es gibt Musiker, die sind diplo­ma­tisch, viel­leicht sogar poli­tisch. Du bist ein Diplomat, der sehr musi­ka­lisch ist. Wie geht das zusammen?

Eine wich­tige Aufgabe des Diplo­maten ist es, Sympa­thie zu erzeugen – insbe­son­dere im Ausland. Musik ist dabei ein hervor­ra­gendes Medium. Über sie kann man die Herzen der Menschen errei­chen. Gerade als deut­scher Diplomat hat man mit deut­scher Musik im Ausland viel zu bieten. Das habe ich auf meinen verschie­denen Auslands­posten mit Musik­pro­jekten immer wieder getan und damit auch Sympa­thie für Deutsch­land erwerben können. Musik und Diplo­matie ergänzen sich auf wunder­bare Weise!

Im April kamen rund 2.000 Menschen in Berlin zusammen, um gegen Anti­se­mi­tismus zu protes­tieren. Wie wichtig sind solche Kund­ge­bungen in Deutsch­land?

Sie sind wichtig als Symbol, sie reichen aber natür­lich nicht! Wir dürfen jetzt nicht zur Tages­ord­nung über­gehen und uns dann erst nach dem nächsten Vorfall auf einer solchen Kund­ge­bung wieder­treffen. Trotzdem vergrö­ßern sie das allge­meine Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung. Ich habe mich über das große Medi­en­in­ter­esse an der Kund­ge­bung sehr gefreut. Es hätten nach meinem Geschmack aber noch mehr Leute sein dürfen!

Wie poli­tisch kann ein Künstler sein?

Sehr! Insbe­son­dere wenn in der Außen­po­litik die knall­harten Inter­essen zwischen Ländern aufein­an­der­prallen, können Künstler eine ganz wich­tige Brücken­funk­tion einnehmen. Ein Beispiel: Wir haben einige Probleme im Umgang mit Russ­land. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass Künstler aus Russ­land bei uns auftreten. So sehen die Menschen: Russ­land ist derzeit viel­leicht poli­tisch ein schwie­riges Land, aber es hat fantas­ti­sche Künstler. Ich begrüße auch sehr das poli­ti­sche Enga­ge­ment von mit seinem und seiner Baren­boim-Said Akademie. Künstler können sehr wohl poli­tisch sein, und das hat eine lange Tradi­tion. Auch Beet­hoven war poli­tisch oder mit seinem Werk Ein Über­le­bender aus .

Fotos: Daniel Hope/Privat