Nicholas Angelich

Wech­sel­sei­tige ­Widmungen

von Teresa Pieschacón Raphael

27. Mai 2016

Der Pianist Nicholas Angelich führt auf seinem Album »Dedication« Werke zusammen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeiten eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit haben.

Wenn Kompo­nisten einander Werke widmen, dann tun sie es aus Dank­bar­keit, Bewun­de­rung, aber auch aus einem ökono­mi­schen Kalkül heraus. Wie das bei Liszt, Schu­mann und Chopin war, weiß man nicht. Ihr Verhältnis war ambi­va­lent. Hier der welt­män­ni­sche Chopin, prag­ma­tisch und ordnungs­lie­bend, dort der provin­zi­elle Schu­mann, chao­tisch und idea­lis­tisch. Dazu der schil­lernde Klavier­vir­tuose Liszt, der Groß­zü­gigste unter ihnen. Sein künst­le­ri­sches Bekenntnis, die h‑Moll-Sonate, widmete er Schu­mann. Ein verschach­teltes, bezie­hungs­rei­ches Werk, das Ange­lich nicht ausein­an­der­fallen lässt; den weiten Atem, die seeli­sche Span­nung aber vermisst man. Anders in Schu­manns Kreis­le­riana, die dieser Chopin zueig­nete, obwohl der nur wenig mit dem zerklüf­teten Zyklus anfangen konnte. Ange­lich aber bindet ihn in ein orga­ni­sches Ganzes, fern von der gespreizten, über­züch­teten Art, mit der viele Pianisten das Werk angehen. Abrun­dend zwei Etüden aus Chopins op. 10, die dieser Liszt widmete.