Patricia Petibon
Lebenslust und Verzweiflung
von Corina Kolbe
19. Juni 2022
Die Koloratursopranistin Patricia Petibon erkundet mit dem La Cetra Barockorchester Basel und Andrea Marcon ein abwechslungsreiches Lied- und Arienrepertoire vom Barock bis zur Romantik.
Dass Barockmusik ungeheuer lebendig und mitreißend sein kann, ist in Henry Purcells Lied Strike the Viol nicht zu überhören. Die französische Sopranistin Patricia Petibon und das La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon ziehen uns sofort mitten hinein ins Geschehen. Petibon singt übermütige Koloraturen, die in fröhliches Gelächter umkippen. Dazu trommelt, flötet und pfeift es, was das Zeug hält. Wohl nicht zufällig zeigt sich die temperamentvolle Sängerin auf dem CD-Cover mit einem kleinen Papagei auf der Schulter.
Petibon und die Musiker unternehmen eine Zeitreise vom Frühbarock bis zur Operette des 19. Jahrhunderts, mit Werken von Stefano Landi bis zu Jacques Offenbach. Dieses Album bietet ein durch und durch sinnliches Erlebnis. Scharfer Wind faucht auf, bevor Petibon mit Furie terribili aus Georg Friedrich Händels Oper Rinaldo loslegt. Auch in Divinités du Sty aus Christoph Willibald Glucks Oper Alceste ist von Heiterkeit nichts mehr zu spüren. Cruelle mère des amours aus Jean-Philippe Rameaus Oper Hippolyte et Aricie, eine Arie der unglücklich in ihren Stiefsohn verliebten Phädra, ist Zeugnis einer tragischen Leidenschaft. Von Mozarts Idomeneo und Giuseppe Verdis blutig endender Oper Les Vêpres siciliennes wagt Petibon der Übergang zu Offenbachs satirischer Operette Die Großherzogin von Gerolstein. Ein Hörerlebnis mit vielen Facetten!