Franui

Quali­täts­schub der Volks­musik

von Attila Csampai

19. Juni 2018

Mit herkömmlicher, seicht dröhnender Volksmusik hat Franui nichts zu tun. Die 1993 in einem Osttiroler Bergdorf gegründete „Musicbanda“ adaptiert mit Vorliebe klassisches Liedgut.

Mit herkömm­li­cher, seicht dröh­nender Volks­musik hat nichts zu tun. Die 1993 in einem Ostti­roler Berg­dorf gegrün­dete „Music­banda“ adap­tiert mit Vorliebe klas­si­sches Liedgut von Schu­bert und Mahler und befreit sie mit der rusti­kalen Beset­zung von sieben Bläsern, Zither, Hack­brett und Geige von allem zivi­li­sa­to­ri­schen Müll, von allem Konzert­saal-Mief. Zum 25. Jubi­läum ziehen die zehn Berg­vir­tuosen eine Art Bilanz: Es ist eine aufre­gende Nabel­schau mit rezi­tie­renden Gästen, Erfolgs­ti­teln und unver­öf­fent­lichten Rari­täten – kurzum, der ganze Hori­zont ihres himmel­blauen Alpen­pan­oramas. Trau­er­marsch und Polka bilden den Lebens­rahmen dieser glas­klaren, hart kontu­rierten Musik­kultur – „denn wenn man einen Trauer­marsch viermal so schnell spielt, wird er zu einer Polka“. Bald merkt man, dass der bäuer­liche Sound den wahren subver­siven Kern der Truppe nur schützt und wie eine Tracht ihre unge­zü­gelte Fantasie bemän­telt. So entsteht bei Franui aus der Asche der längst verbrannten „Volks­musik“ eine völlig neue Art von arti­fi­zi­eller Archaik, die auf raffi­nierte Weise Authen­ti­sches aus den unter­schied­lichsten Quellen zusam­men­braut: Dieser Zauber­trank berauscht und elek­tri­siert und verpasst dem geschun­denen Genre einen unglaub­li­chen Quali­täts­schub.