Vor 500 Jahren starb Raffael

von Ruth Renée Reif

5. April 2020

Am 6. April 2020 jährt sich der Todestag von Raffael zum 500. Mal. Die Hamburger Kunsthalle stellt 1000 Werke zu einem „Raffael-Album“ zusammen.

Am 6. April 2020 jährt sich der Todestag von Raffael zum 500. Mal. Die Ausstel­lungen in mussten leider abge­sagt werden. Die , die eben­falls eine Ausstel­lung plante, stellt 1000 Werke zu einem „Raffael-Album“ zusammen.

Raffael zählt zu den berühm­testen Malern der Hoch­re­nais­sance. Er wurde am 6. April 1483 unter dem Namen Raffaelo Santi als Sohn des Malers Giovanni Santi in Urbino geboren. Früh verlor er seine Eltern. Nach dem Tod des Vaters nahm ihn dessen Assis­tent Timoteo Viti in die Lehre. Raffael war damals 11 Jahre alt. Kurz darauf kam er zu Pietro Peru­gino nach , dem damals ange­se­hensten Meister Umbriens.

Genie und Anpas­sungs­fä­hig­keit

Gilt als Raffaels erstes wich­tiges Werk: „Die Vermäh­lung der Maria“

Von seinen ersten Bildern an zeigte sich Raffaels Genie und seine Anpas­sungs­fä­hig­keit. Er nahm alles um sich herum auf. Giorgio Vasari, der als einer der ersten Kunst­his­to­riker gilt, betont, dass „seine Kopien von den Origi­nal­werken nicht unter­schieden“ werden können. Bei Peru­gino schuf Raffael „Die Vermäh­lung der Maria“, das als sein erstes wich­tiges Werk ange­sehen wird.

In der Welt von Leonardo da Vinci und Michel­an­gelo

1504 im Alter von 21 Jahren begab Raffael sich nach . Hier sah er sich einer neuen künst­le­ri­schen Welt gegen­über. Er kopierte Fresken und studierte und Michel­an­gelo. Rund 15 Madonnen malte er in Florenz.

Die Uffi­zien von Florenz beher­bergen Raffaels Selbst­por­trät.

Raffael freun­dete sich mit dem Maler Fra Barto­lommeo an. Durch ihn wurde er mit dem plato­ni­schen Chris­tentum und dem Domi­ni­ka­ner­mönch Girolamo Savo­na­rola vertraut.

Beru­fung nach Rom

Auf Vorschlag seines Lands­mannes, des Archi­tekten der neuen Peters­kirche Donato Bramante, wurde Raffael 1508 von Papst Julius II. nach berufen. Der Papst hatte bereits eine Gruppe von Künst­lern versam­melt, darunter Pietro Peru­gino, Sodoma, Luca Signo­relli und Lorenzo Lotto. Sie hatten den Auftrag, die neuen päpst­li­chen Gemä­cher mit Fresken auszu­schmü­cken. Julius II. wollte nicht die Borgia-Gemä­cher Alex­an­ders IV. bewohnen. Nachdem er Raffaels Entwurf gesehen hatte, über­trug er ihm den gesamten Auftrag.

Mit dem Fresko „Die Schule von “ mit den Philo­so­phen der Antike schmückte Raffael die päpst­li­chen Gemä­cher. 

Raffaels Arbeit begann mit den Wand- und Decken­ge­mälden in der Stanza della Segna­tura, dem Saal, in dem der päpst­liche Gerichtshof tagte. Die Themen waren vorge­geben. Die Ausfüh­rung aber lag in den Händen Raffaels. An der Decke sind die Alle­go­rien Gerech­tig­keit, Philo­so­phie, Theo­logie und Poesie abge­bildet. An den Wänden ist unter anderem das Fresko der „Schule von Athen“ mit den Philo­so­phen der Antike zu sehen.

Rechts im Fresko hat Raffael sich selbst gemalt.

So streng der Formen­kanon damals auch war und so häufig Raffael einzelne Themen auch malte, expe­ri­men­tierte er doch bei jedem Bild. Er setzte die stilis­ti­schen Elemente immer wieder anders ein und erprobte unter­schied­liche Wege, sein Thema zu gestalten. Wieder­ho­lungen vermied er.

Vati­ka­ni­scher Staats­maler

Der Nach­folger Julius II, Papst Leo X., ließ Raffael noch weitere Säle im Vatikan ausschmü­cken sowie die beiden von Bramante gestal­teten Loggien an der Fassade. Außerdem ernannte er ihn zum Aufseher über den Bau der Peters­kirche, die antiken Gebäude in Rom sowie die Ausgra­bungen.

Für die Villa des Bankiers Agos­tino Chigi malte Raffael das pracht­volle Fresko „Triumph der Galatea“.

Als vati­ka­ni­scher Staats­maler wurde Raffael von allen Seiten mit Aufträgen über­häuft. So deko­rierte er das Vestibül der Villa Farne­sina des Bankiers Agos­tino Chigi mit dem pracht­vollen Fresko „Triumph der Galatea“. Auch die Mosaike in der Grab­ka­pelle von Chigi folgten seinen Entwürfen.

Der Fischzug Petri aus dem Gobe­lin­zy­klus mit Szenen aus dem Leben der Apostel zeigt Raffaels unüber­trof­fenes Erzähl­ver­mögen.

Außerdem entwarf er eine Gobe­lin­serie mit Szenen aus dem Leben der Apostel. Die ersten sieben wurden zu Weih­nachten 1519 in der unteren Wand­zone der Sixti­ni­schen Kapelle aufge­hängt.

Bemer­kens­wert sind Musik­in­stru­mente – Flöten, Becken, Tambou­rine, eine Triangel und ein großes Streich­in­stru­ment -, die vor der verzückten heiligen Cäcilia auf dem Boden liegen. 

Zu den Tafel­bil­dern, die in diesen Jahren entstanden, gehören das Gnaden­bild „Die Verzü­ckung der Heiligen Cäcilia“ sowie die berühmte „Sixti­ni­sche Madonna“.

Eine Mutter, die ihr Kind zur Welt trägt

Sie befindet sich in den Staat­li­chen Kunst­samm­lungen . Zum 500-jährigen Bestehen des Bildes erhielt es einen neuen Rahmen.

Ein Gemälde mit Kult­cha­rakter: die Sixti­ni­sche Madonna in den Staat­li­chen Kunst­samm­lungen Dresden

Auf die Frage, warum das Bild einen so außer­ge­wöhn­li­chen Status habe, erklärte der Kunst­his­to­riker und dama­lige Gene­ral­di­rektor der Samm­lungen Hartwig Fischer, man müsse es in Ruhe betrachten. Dann werde sich einem das, was in dem Bild als Ereignis geschehe, direkt mitteilen: „Dass nämlich eine Mutter ihr Kind zur Welt trägt. Es ist die Gottes­mutter, und es ist der Jesus­knabe, und beide scheinen zu wissen, welcher Zukunft sie entge­gen­gehen“, einem harten Schicksal, in dem aber zugleich die Rettung der Welt liege.

Der nach oben gerich­tete Blick kaschiert das Schielen: der Vatikan-Sekretär und Freund Raffaels Tommaso Inghi­rami

Außerdem malte Raffael Porträts wie etwa von seinem Freund, dem Diplo­maten und Schrift­steller Bald­as­sare Castig­lione und vom Vatikan-Sekretär Tommaso Inghi­rami. Dessen Schielen igno­rierte er nicht, dämpfte es jedoch durch einen sinnenden Blick nach oben.

Das letzte Bild

Raffaels letztes Bild über dem er starb: „Die Verklä­rung Christi“ 

Das von Kardinal Giulio de‘ Medici um 1517 bestellte Monu­men­tal­bild „Die Verklä­rung Christi“ war Raffaels letztes Werk. An der Ausfüh­rung hatten bereits seine beiden Schüler Fran­cesco Penni und Giulio Romano großen Anteil. Über 50 Schüler hatte Raffael nach Vasari in seiner Werk­statt ausge­bildet. Über der Voll­endung des Gemäldes starb er im Alter von 37 Jahren genau an seinem Geburtstag des Jahres 1520. Die Todes­ur­sache könnte Malaria gewesen sein aufgrund der Ausgra­bungen, aber auch die Syphilis, und sogar die Pest wird genannt.

Die Natur fürch­tete, von ihm über­troffen zu werden

Raffael war sehr reich geworden. In Rom besaß er einen Palast. Und seine Güter wurden auf 16.000 Dukaten geschätzt. Sein Begräbnis war prunk­voll. Leo X. beauf­tragte Kardinal Pietro Bembo für das Grab im Pantheon die latei­ni­schen Verse zu verfassen: „Ille hic est Raphael, timuit quo sospite vinci, rerum magna parens et mori­ente mori.“

Salvador Dalí versetzten Raffaels Bilder in Ekstase

Im 19. Jahr­hun­dert war Raffael Kult. Zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts begeis­terten sich zunächst die Maler der Pittura meta­fi­sica für ihn. Giorgio de Chirico kopierte seine Werke und predigte die Rück­kehr zur Tradi­tion einer von der Hoch­re­nais­sance gespeisten Malerei. In der Folge waren es Vertreter des Surrea­lismus und Phan­tas­ti­schen Realismus, die von Raffael faszi­niert waren. Salvador Dalí vergöt­terte Raffael. Seine Bilder versetzten ihn in Ekstase. Er kopierte sie und ahmte Raffaels Porträt nach.

Das Raffael-Album

Die Hamburger Kunst­halle stellt zum Todestag ein Album mit 1000 Werken zusammen. Gezeigt werden sollen Werk und Wirkung Raffaels nicht nur zur Zeit der Renais­sance, sondern darüber hinaus. In Album enthalten sind Hand­zeich­nungen sowie Repro­duk­tionen von nahezu allen Gemälden und Wand­bil­dern Raffaels, aber auch Foto­gra­fien seit den 1860er-Jahren. Viele Motive Raffaels wurden im Lauf der Zeit mehr­fach durch nach­fol­gende Künstler inter­pre­tiert. So kann der Stil- und Geschmacks­wandel über die Jahr­hun­derte nach­voll­zogen werden.

Zum „Raffael-Album“ der Hamburger Kunst­halle: www​.hamburger​-kunst​halle​.de