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Rolando Villazón

Eine Inter­pre­ta­tion unserer Welt

von Rüdiger Sturm

20. August 2020

Rolando Villazón bringt mit dem heiteren Roman Amadeus auf dem Fahrrad über einen jungen Mexikaner, der davon träumt, Opernsänger zu werden seinem Lieblingskomponisten eine Hommage dar.

CRESCENDO: Der Titel Ihres Romans lautet Amadeus auf dem Fahrrad. Warum ausge­rechnet Mozart?
: Das Buch entstand aus Anek­doten und Notizen, als ich 2015 bei Proben in Salz­burg war. Schon deshalb gab es den Bezug zu Mozart. Er ist einer meiner besten Freunde. Ich fühle mich ihm nah. Das ist nicht so bei Verdi, Wagner oder Brahms. Wir bewun­dern diese Kompo­nisten und können zu ihnen eine starke, inspi­rie­rende Bezie­hung haben. Aber zu Mozart gibt es darüber hinaus eine große Liebe.

Warum liebt man Mozart mehr als andere Kompo­nisten?
Wenn man seine Welt betritt, fühlt man sich frei. Mozart hat selbst gegen viele Konven­tionen um seine Frei­heit und Unab­hän­gig­keit gekämpft. Er war wie jemand, der von einem anderen Planeten auf die Erde gekommen ist. Außerdem war er ein sehr ernster und spiri­tu­eller Mann – eine Seite, die Sie in Miloš Formans Amadeus leider nicht finden. Der Film zeigt den Clown voller Lust und Spiel­freude. Aber es gibt Momente in Mozarts Musik, die können nur von einem kompletten Genie stammen.

Ist Kunst eine höhere Macht?
Viel­leicht hat Scho­pen­hauer Recht, der meinte, wenn es keine Reli­gion gibt, dann gibt es Kunst. Dabei geht es nicht nur darum, eine herr­liche Sinfonie oder Sonate von Mozart zu hören. Die bringt Ruhe und Licht in meine Seele. Aber es gibt auch schwie­rige Werke, die auf ihre Weise Wirkung haben. Kunst ist ein Weg, um unsere Gedanken und Gefühle zu reflek­tieren. Manchmal fühlt man sich wie in einer schwarzen Wolke. Kunst hilft uns, Orien­tie­rung zu finden.

Fotos: Andreas Hechenberger